Moderne und Industrie
Die moderne Architektur ist ein direktes Ergebnis der Industrialisierung. Diese wirkte sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts auf das Bauen in vielfältiger Weise aus. Materialität, Technologie und damit einhergehend die Art zu bauen machten mit der Dampfkraft als Katalysator einen rasanten Entwicklungssprung. Zunächst bei neuen, spezifischen Bautypen wie mechanisierten Fabrikationsstätten, deren gestalterische Besonderheiten sich mit der Zeit schließlich im Architekturmainstream etablierten.
Intelligente Eisengusstechnologien stehen am Beginn der Industrialisierung. Ursprünglich kamen sie als militärisches Herrschaftswissen der Waffenfabrikation aus China nach Venedig und ganz Europa. Vom militärischen Bereich der Kanonengießereien ging im England des 18. Jahrhunderts dieses Wissen sukzessive in den zivilen Bereich über. Findige Ingenieure, die in der liberalen Ära im Patentschutz ihre Chancen sahen, entwickelten die Gusseisen-„Alchemie“ weiter für Gebrauchsgegenstände (Gusseisentöpfe) oder eben auch für Baumaterialien (Gusseisensäulen).
Mit Gusseisensäulen und schmiedeeisernen Fachwerkträgern ließen sich leistungsfähige, aber schlanke Tragwerke errichten, die in den Eisenwerken vorgefertigt und in Serie hergestellt werden konnten. Auch die Stützweite gegenüber Ziegel- und Holzkonstruktionen konnte beträchtlich erhöht werden, was einen wahren Dimensionssprung für das Bauen im Allgemeinen und für den Industrie- und Gewerbebau im Besonderen darstellte. Die inneren Eisenskelette der neuen Fabriksbauten wurden außen in einfache Sichtziegelhüllen gepackt, was dank des milden englischen Klimas leicht möglich war. Die Decken wurden entweder in Holz oder ebenfalls in Eisen ausgeführt.
So entstanden ganze Landschaften monotoner Fabrikshallen aus diesem unter dem Einfluss der Heizkohle nach und nach ergrauenden Material. Neben diesen ein- oder mehrgeschossigen Fabrikationshallen, in denen beispielsweise die Spinn- und Webmaschinen der dominierenden Textilindustrie gestapelt waren, ist auch... mehr Details in unserer Maiausgabe!