Um unsere ARCHITECTS besser kennenzulernen, haben wir mit ihnen ein kurzes Interview geführt. Weil wir Architektinnen und Architekten in den Mittelpunkt stellen!


(1) Ist Architektur tot? Wie hat sich die aktuelle Situation auf deine Bautätigkeit ausgewirkt?

Jakob Dunkl, Gerd Erhartt & Peter Sapp: Architektur ist nicht tot. Sie wird niemals sterben, weil Architektur Spiegel der Gesellschaft ist. Und da sich diese immer wieder verändert, ist Veränderung von Architektur eine logische Konsequenz. Zweitens beeinflußt Architektur ihrerseits auch die Gesellschaft und ist daher für diese besonders wichtig - auch und gerade in Krisenzeiten. Die aktuelle Situation wird wohl einen schmerzhaften Ausschlag nach unten für die Baubranche bedeuten. Unser Büro hat damit nicht unbedingt zu kämpfen. Wir bearbeiten hauptsächlich große Projekte, da genügen wenige neue Aufträge pro Jahr und können mit oder ohne Krise kommen oder ausbleiben. Wir bemerken ein steigendes Interesse von Auftraggebern an querkraft und sind deswegen durchaus optimistisch was unsere eigene Situation betrifft.

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(2) Nachhaltiges Bauen! Rettung unserer Zukunft? Durch welche Maßnahmen können wir noch nachhaltiger Bauen?

Jakob Dunkl, Gerd Erhartt & Peter Sapp: Nachhaltiges Bauen beeinflußt die nahe Zukunft nicht so schnell. So einfach wie mittels eines Tempolimits von 100 km/h auf den Autobahnen können wir als Baubranche nicht die CO2 Emissionen reduzieren. Dennoch ist es klar, dass wir unbedingt nachhaltiger Bauen müssen. Zunächst müssen wir das Neubauvolumen ernsthaft hinterfragen. Die Priorität des Umbaus und die Nutzung von Leerstands wäre wichtig. Zweitens müssen wir, wenn wir schon neu bauen, die Gebäude so planen, dass sie geliebt und dadurch auch sorgsam gepflegt werden. Dann werden sie nach Jahrzehnten noch gerne umgenutzt bzw. umgebaut. Sie leben also viel länger und sind damit nachhaltig! Das ist viel wichtiger als irgendeine vordergründig nachhaltige, recyclingfähige, energiesparende Hässlichkeit in die Welt zu stellen. Es geht also in erster Linie um emotionale Nachhaltigkeit.

(3) Architektur. Handeln zwischen Behörden und Politikum

Jakob Dunkl, Gerd Erhartt & Peter Sapp: Klar gibt es auch von uns viel Kritik an mangelnder Raumplanung, an Bürgermeister:innen als erste Bauinstanz. Anders kann es nicht sein, dass wir in Österreich führend in der Bodenversiegelung sind. Aber wir wollen auch ein besonders positives Beispiel politischer Einflußnahme betonen: Die Stadt Wien ist IKEAs Wunsch nicht nachgekommen, ein riesiges Einrichtungshaus mit hunderten PKW-Kundenparkplätzen über den Schienensträngen des Westbahnhofs zu ermöglichen. Man ist also nicht den Lockungen der Steuereinnahmen oder Arbeitsplatzschaffung erlegen sondern hat IKEA den weltweit ersten autofreien Store abgerungen, der noch dazu eine öffentliche Dachterrasse haben musste. Das war die Bedingung für die Umwidmung des Grundstücks. Und nun profitiert die Stadt ja mehrfach vom neuen Projekt - durch Steuereinnahmen, viele neue Arbeitsplätze und eine starke Belebung einer ehemaligen Problemzone.

ARCHITECTS 2023 Lokalguide

(4) Eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Bauträgern und Bauträgerinnen erkennt man an...

Jakob Dunkl, Gerd Erhartt & Peter Sapp: An Architektur, die mehr leistet, als der Gesetzgeber ohnehin als Mindeststandard einfordert. Das sind Gebäude, die grüner, ökologischer, schöner, qualitativ hochwertiger, energieeffizienter, demokratischer oder offener sind als der Durschnitt. Das ist anstrengender, mutiger und riskanter für alle Beteiligten - aber es wird durch das Feedback der Nutzer belohnt.

(5) Medien & Architektur: Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit Architekturfotografen? Hast du eine eigene Presseabteilung oder arbeitest du mit einem externen PR-Team?

Jakob Dunkl, Gerd Erhartt & Peter Sapp: Wir schätzen unsere Fotograf:innen sehr und freuen uns darüber, dass sie unsere Arbeiten hervorragend dokumentieren. Dabei hüten wir uns, ihnen genau zu sagen, wie sie ihre Arbeit zu tun haben. Wir gehen nicht zu den Foto-terminen mit sondern erzählen nur vorher, was wir uns beim jeweiligen Projekt gedacht haben und wir froh wären, wenn sich diese Gedanken abgebildet finden. Wir haben keine Presseabteilung sondern ein eigenes kleines Kommunikationsteam. Der Unterschied? Uns ist die Kommunikation innerhalb des Teams so wichtig wie jene nach außen, Richtung Medien. Und wer ist das Team? Das sind Architekt:innen, die beispielsweise social media und unsere Website mit Freude neben ihrer normalen Projekttätigkeit betreuen. Und da gibt es unsere Karo Brandfellner, die selbst bei uns zuvor als Architektin gearbeitet hat und nun das Kommunikationsteam leitet. Wir sind also weniger werblich sondern eher informativ ausgerichtet.

(6) Wohnen & Architektur

Jakob Dunkl, Gerd Erhartt & Peter Sapp: Wir drei querkraft Gründer leben in Altbauwohnungen in Wien, die wir sehr unspektakulär und einfach, aber dennoch großzügig umbauen ließen. Wir wollten übrigens nie in im Einfamilienhaus am Stadtrand leben. Zum Stil: mondän und luxuriös wäre nicht unsere Welt, so brauchen wir auch keine teuren Design-Ikonen. Wir kombinieren alles, was gut brauchbar ist in unseren eigenen vier Wänden.

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