Journal Preview

Verheißungsvolle Aufbrüche im aut Tirol

Günther Norer mit Margarethe Heubacher-Sentobe, Volksschule Vomp, 1972 – 74 – © Günter Richard Wett

Journal Preview Wie sehr Architektur Ausdruck des kulturellen Kosmos ihrer Entstehungszeit ist und wie eng verwoben mit allen Facetten der Gesellschaft, zeigt die Ausstellung „Widerstand und Wandel – über die 1970er Jahre in Tirol“ im Innsbrucker aut. architektur und tirol.


Man hole sich folgendes gesellschaftspolitisch-kulturelle Setting vor das innere Auge: Bruno Kreisky ist Bundeskanzler und Eduard Wallnöfer Tiroler Landeskaiser. Man stimmt über das AKW Zwentendorf ab, ruft das Europäische Forum Alpach in Leben und veranstaltet Olympische Spiele in Tirol. Vor dem Goldenen Dachl begründet eine Demonstration gegen das Abtreibungsverbot die Tiroler Frauenbewegung und Marina Abramovic performt in der Innsbrucker Galerie Krinzinger. Apple präsentiert den Macintosh 128k, ebenso wie Werner Pirchers sein geniales Halbes Doppelalbum. Das progressive Innsbrucker Jugendzentrum mk reibt sich mit den konservativen Kirchenvätern während die Tiroler Tageszeitung sich mit „Horizonte“ eine heute unvorstellbare Kulturbeilage als kritisches Bildungsmedium für die breite Masse leistet. Diese und viele weitere Kämpfe, Aufbrüche und Visionen der 1970er-Jahre haben die Gesellschaft, wie wir sie heute kennen, geformt.

Keine wildgemusterten Tapeten, keine Schnürlsamtcouch oder Sounduntermalung versetzen emotional zurück in das Kräftespiel von beiger Muffigkeit und verheißungsvoller Aufbruchsstimmung. Und nach kurzem Phantomschmerz lässt sich sagen: es ist gut so.

Das Innsbrucker aut hat sie in einem seiner aufwändigsten Rechercheprojekte zu einer Ausstellung komprimiert, die nicht weniger als ein Grundlagenwerk der lokalen Kulturgeschichte ist. Darin eingewoben ist die Tiroler Architektur mit ihren ProtagonistInnen. Man stößt auf Namen wie Lackner, Parson, Prachensky oder Heltschl, und jene die aus der Wiener Roland-Rainer-Klasse oder vom Studium in Graz zurückgekommen waren: Tuscher, Schlögel oder Heubacher-Sentobe und denen, die aus den Zeichensälen der neu gegründeten Baufakultät heraus auch politisch aktiv waren, wie Pöschl, Köberl oder Kritzinger.

 

Den ganzen Bericht von der Ausstellung in Innsbruck gibt es in der neuen Ausgabe von architektur.aktuell zu lesen:

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Horst Parson, Pfarrkirche Petrus Canisius, Innsbruck, 1969 – 71 – © Günter Richard Wett

Horst Parson, Pfarrkirche Petrus Canisius, Innsbruck, 1969 – 71 – © Günter Richard Wett

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Othmar Barth, Schigymnasium, Internatsschule mit Heim für Schisportler Stams, 1974 – 82 – © Günter Richard Wett

Othmar Barth, Schigymnasium, Internatsschule mit Heim für Schisportler Stams, 1974 – 82 – © Günter Richard Wett

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