Ownership in der Architektur

Was muss ein zeitgemäßer Hauptplatz können?

Pflaster © architektur.aktuell, Martin Gaal

Es handelt sich um einen Fall, der sich so oder ähnlich in vielen österreichischen Städten und Dörfern ereignen könnte: die Adaptierung des Hauptplatzes von Leoben in der Steiermark. Dieser schöne, in seiner Baugeschichte ins Mittelalter zurückreichende Platz war bis Mitte der 1990er-Jahre vom Autoverkehr dominiert, er diente als Busbahnhof und Parkplatz. Dann wurde ein Architekturwettbewerb ausgelobt, den Boris Podrecca gewann, nicht zuletzt aufgrund seiner langjährigen Erfahrung mit der Planung öffentlicher Räume. Er entfernte den Verkehr aus der Platzmitte, beschränkte ihn auf die Ränder und gliederte den Platz in drei Teile, die jeweils ihren „Onkel“ haben, wie Podrecca sagt: einen Brunnen, die Pestsäule, einen Pavillon. Außerdem gestaltete er die Oberfläche in einem großformatigen Fischgrätmuster aus Steinplatten, die eine einheitliche Fläche erzeugen. 1997 wurde die Neugestaltung fertiggestellt.


Seither ist viel geschehen, nicht nur in Leoben: Heute wird über die Stärkung von Stadtkernen diskutiert, der Leerstand nimmt zu und die BewohnerInnen ziehen in die Einfamilienhausgürtel rund um die Zentren, ganz zu schweigen von den Effekten der Digitalisierung auf den Einzelhandel. Auch wenn der Handel am Leobener Hauptplatz nach wie vor gut funktioniert, sind rundum erste Auflösungserscheinungen erkennbar. Der Klimawandel tut sein Übriges, der Aufenthalt auf versiegelten Plätzen in der sommerlichen Jahreshälfte wird auch in Österreich zunehmend unangenehmer. Die Stadt Leoben beauftragte deshalb 2019 das Architekturbüro non:conform, SpezialistInnen für die Ortskernstärkung, mit einer Leitbildentwicklung für die Zukunft der Innenstadt. Das Projekt will vor allem Verkehrsberuhigung, Aufwertung des öffentlichen Raums und Stärkung der Qualität der Quartiere erreichen – am Hauptplatz und im räumlichen Umfeld. Dafür wurde ein umfangreicher Beteiligungsprozess durchgeführt, BürgerInnen und EigentümerInnen arbeiteten an einer gemeinsamen Vision für das Zentrum. Fragen der Begrünung und der Aufenthaltsqualität spielten dabei, nicht ganz unerwartet, eine große Rolle.

Als erster Umsetzungsschritt wurde schließlich die Adaptierung des Hauptplatzes festgelegt. Dafür gab es 2023 einen kleinen Wettbewerb, den das Landschaftsarchitekturbüro 3:0 mit IKK für sich entscheiden konnte. Zentrale Themen waren die Verbesserung der Aufenthaltsqualität, insbesondere durch das Pflanzen von 19 Bäumen am Platz selbst und weiteren in den anschließenden Straßen; durch Möbel für konsumfreies Verweilen; und durch Platz für Gastgärten. Weitgehend unsichtbar wird eine Umgestaltung der Entwässerung sein, um möglichst viel anfallendes Regenwasser für die neuen Bäume nutzbar zu machen – Leoben soll zur „Schwammstadt“ werden. Podreccas großzügiges Steinpflaster wird erhalten bleiben. Die Bäume sollen die Gehsteige entlang der Platzfassaden möglichst durchgehend beschatten. Robert Luger von 3:0 formuliert: „Ich kenne viele von Podreccas Plätzen und finde sie toll, wir haben höchsten Respekt vor seiner Gestaltung. Doch die Anforderungen haben sich in den letzten 25 Jahren geändert, nun muss man den Platz klimagerecht machen.“

Die Planung von 3:0 wurde schließlich in einer öffentlichen Informationsveranstaltung vorgestellt, der ein Einspruch des ursprünglichen Planers Podrecca folgte, er sieht das Projekt als „Zerstörung“ seines Platzes...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 11/2023. Der Volltext ist ab Seite 22 zu finden.


 

Banner 11/2023

Das könnte Sie auch interessieren

Newsletter Anmeldung

Wir informieren Sie regelmäßig über Neuigkeiten zu Architektur- und Bauthemen, spannende Projekte sowie aktuelle Veranstaltungen in unserem Newsletter.

Als kleines Dankeschön für Ihre Newsletter-Anmeldung erhalten Sie kostenlos ein architektur.aktuell Special, das Sie nach Bestätigung der Anmeldung als PDF-Dokument herunterladen können.