you promised me a city, urban conflicts © Marvin Letmade, David Troost, Ihmezentrum

endboss, mit Sitz in Hannover, sind ein interdisziplinäres Studio für Raumfragen und -antworten in allen Maßstäben. Sie kommen aus der Architektur und Stadtplanung, aus der bildenden Kunst und Literatur, aus den Sozialwissenschaften, der Freiraumplanung und vom Bau. Ihre Projekte regen dazu an, den städtebaulichen Raum neu zu denken und zu diskutieren. Zusammen mit zwei weiteren Partnern leite ich das insgesamt 15-köpfige Team, das deutschlandweit an ganz unterschiedlichen Projekten im Spannungsfeld zwischen Freiraumplanung, Partizipation und kultureller (und klassischer) Stadtentwicklung arbeitet.


you promised me a city haben wir gesagt und sind mit wehenden Fahnen durch die Stadt Hannover gelaufen. Wir wollten uns streiten – über die Stadt, in der Stadt, mit allen, die dazugehören und eine Stadt ausmachen. Mit verschiedenen Disziplinen wollten wir diskutieren, wer „du“ bist und wer „ich“, was eine „Stadt“ ist, und über die Bedeutung von „Versprechen“. Wir wollten in Hannover einen Streit anfangen, am liebsten mit der ganzen Welt. Gekommen sind aber hauptsächlich Architekten.¹ Das ist ein Problem. Vielleicht das größte, das wir aktuell in der Stadtentwicklung haben.Wer nämlich trotz Einladung nicht kam, sind die Leute, denen die Stadt eigentlich gehört. Der eine Teil – Immobilienbesitzer, Projektentwickler und Investoren – weil es sie vielleicht nicht besonders interessiert. Der andere – StadtbewohnerInnen –, weil sie wahrscheinlich nicht wussten, dass sie gemeint waren. Da haben wir versagt.

you promised me a city © Alex Schuktuew

you promised me a city war eine internationale und interdisziplinäre Konferenz für experimentelle Stadtgestaltung.
© Alex Schuktuew

Es ist kein Geheimnis, dass sich der Großteil unserer Städte in Deutschland in Privatbesitz befindet. Insbesondere mit Blick auf unsere Innenstädte ist das problematisch, denn mit privatem Besitz können die Eigentümer oftmals tun und lassen, was sie wollen. Gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung gehört selten dazu. Oft sind diese Besitzer auch keine Einzelpersonen, sondern Unternehmenskonglomerate und Immobilienfonds. Das ist deshalb ungünstig für das Gemeinwohl, weil sich in und hinter diesen Konstrukten keine greifbaren Personen ausmachen lassen, die in der öffentlichen Wahrnehmung mit ihrem Handeln verknüpft und dafür verantwortlich gemacht werden könnten.

Die Profiteure dieser Besitzkonstruktionen sind nur selten Teil der Stadtgesellschaften, von denen sie profitieren – ihre Wohn- und Lebensmittelpunkte haben sie meist woanders. Oder kurz gesagt: Ob Kaufhof pleite geht, kann René wirklich egal sein. Dazu kommt, dass Immobilienfonds den klaren Auftrag der Gewinnmaximierung für ihre Anleger haben, was dazu führt, dass einer der wichtigsten Gestaltungsparameter unserer Städte ein reichlich naives Rechenmodell mit der Zielgröße Rendite pro Quadratmeter ist.

Anders verhält es sich mit dem öffentlichen Raum in unseren Städten. Der gehört nämlich tatsächlich der Allgemeinheit und entsprechend haben wir auch alle ein Anrecht darauf – fühlt sich nur selten so an! Das hat vielleicht etwas damit zu tun, dass öffentliche Räume und Plätze in der Regel von Bau- und Stadtentwicklungsämtern verwaltet werden. Hier entstehen Bebauungspläne und Rahmenkonzepte meist hinter verschlossenen Türen und für die breite Öffentlichkeit kaum nachvollziehbar. Auch wenn man vom Fach ist, muss man oft investigatives Geschick an den Tag legen, um an relevante Informationen zu kommen. Genauso geschlossen wie die Türen der Fachabteilungen sind meist die Wettbewerbsverfahren zur Gestaltung von öffentlichen Räumen. Selbst wenn es so etwas wie ein Beteiligungsverfahren gibt, steht dabei die Setzung der teilnehmenden Büros und die Auswahl der Jury meist nicht zur Diskussion. So entscheiden letzten Endes über die Gestaltung unserer öffentlichen Plätze, so scheint es zumindest, die persönlichen und individuellen Geschmäcker im Bauamt...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 10/2023. Der Volltext ist ab Seite 64 zu finden.


 

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