Altes Haus, neuer Inhalt
In Wiens erster Gaszählerfabrik zischt es immer noch. Heute füllt ein gelungener MieterInnenmix, bestehend aus kreativen Köpfen und erfolgreichen UnternehmerInnen, die alten Gebäude mit neuer Energie.
Schon lange ist die Familie Elster im Besitz zweier benachbarter Gebäude in Wien, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, jedoch unzertrennlich sind. Durch ein neues Revitalisierungsprojekt sind sie das einmal mehr. Das eine ist ein klassisches Eckgebäude mit der Anmutunmeg eines Zinshauses. Es wurde erst eingeschossig Mitte des 19. Jahrhunderts vom Unternehmen Ed. Ast & Co. errichtet und später immer wieder aufgestockt, bis darin in den 1890er-Jahren eine Maschinenfabrik gegründet wurde. Das andere Bauwerk, ein Fabrik- und Lagergebäude, steht unter Denkmalschutz und wurde 1905 nach einem Entwurf von Edmund Schwarzer als einer der ersten Eisenbetonbauten errichtet – eine damals neu aufgekommene Baumethode. Im Erdgeschoss befand sich die Maschinenhalle, die bis in das erste Obergeschoss, das als Galerie ausgebildet wurde, hinaufreichte. Darüber befinden sich fünf weitere Geschosse mit charakteristischem Loftcharme, alle beeindruckende 600 Quadratmeter groß. In dieser Zeit war der Bedarf an gastechnischen Geräten groß, da die Stadt Wien gerade dabei war, Straßenzüge und Haushalte mit der neuartigen Gas-Beleuchtung auszustatten.
Nach fast 100 Jahren als Verwaltungs-, Fabriks- und Lagerstandort entstand 2018 die Idee, beide Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen. Das Eckgebäude, das nicht nur im Zweitenn Weltkrieg von einer Bombe getroffen worden war, sondern auch einmal gebrannt hatte und in der Folge nur notdürftig wiederinstandgesetzt worden war, wurde zu einem großen Teil entkernt und neu aufgebaut. Auch der Industriebau mit seiner Backsteinfassade, die eigentlich gar keine echte ist, war in keinem besonders guten Zustand.
Um die Räumlichkeiten wieder nutzen zu können, musste viel investiert werden – ein anspruchsvolles Bauvorhaben, mit dem das Atelier Dornstauder betraut wurde. Erich Dornstauder erinnert sich an die größte Herausforderung: die undichten Fenster. Da der Charakter der Gebäudehülle unter allen Umständen erhalten werden musste, die vorhandenen Fenster mit Stahl-T-Profilen und Einscheibenverglasung aber unbrauchbar waren für den Aufenthalt in den Räumen, war eine besondere Lösung erforderlich, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Dornstauder entwickelte selbst eine Fenstervariante, die hinter die Eisen-Glasfenster gesetzt werden konnte und ließ ein Musterfenster bauen, das 18 Zentimeter hinter den historischen Eisenfenstern sitzt. Sowohl die Ästhetik als auch die Funktionalität überzeugte auch das Bundesdenkmalamt. Damit war der Weg frei und die insgesamt 122 Fenster konnten auf heutige Standards adaptiert werden...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Sonderausgabe 12/2023. Der Volltext ist ab Seite 8 zu finden.
Das Bürohaus ehemalige Gaszählerfabrik in Bildern: