Anatomies d’Architecture, Le Costil © Olivier Sabatier

Form folgt Ressourcen

Ein Kollektiv junger ArchitektInnen stellt den formgebenden Ansatz in der Architektur in Frage. Bei ihrem engagierten Projekt Le Costil renovierten sie ein verfallenes Bauernhaus in der Normandie nur mit lokalen Materialien und tradierten Techniken. In einem partizipativen Bauprozess fanden sie zu einer Ästhetik und Form, die tief in der Umgebung verwurzelt ist.


In diesem Haus stecken kein Plastik und kein Beton, sondern nur natürliche Materialien, die aus dem Umkreis vom 100 km stammen. Bis auf das Blechdach, das in diesem Rahmen nicht
anders machbar war.

Anatomies d’Architecture
Anatomies d’Architecture, Le Costil © Olivier Sabatier

Die Ziegelmauern eines verfallenen Bauernhauses in der Normandie wurden so weit wie möglich erhalten.
© Olivier Sabatier

Auf das Wesentliche reduziert

Ein eleganter, zweigeschossiger Baukörper schält sich aus den alten Ziegelmauern heraus. In seiner Form und der architektonischen Sprache hebt er sich klar vom Altbestand ab. Das Dach, das in der Mitte nach innen geknickt ist – das Wasser rinnt über das Satteldach des renovierten Haupthauses ab –, trägt mit dazu bei, dass der Neubau Eigenständigkeit ausstrahlt und zugleich tief mit der Umgebung verbunden ist. Statt der Ästhetik stand die Konstruktionsweise im Zentrum des kreativen Schaffensprozesses, das Resultat ist dennoch bestechend. Vielleicht ist es gerade dieses kluge Zusammenspiel von Konstruktion, Materialien und architektonischer Sensibilität, das dem Projekt Le Costil eine überzeugende Ästhetik verleiht. Eine, die sich auf das Wesentliche reduziert.

Anatomie der Architektur

Begonnen hat alles mit einer Reise, mit einer ungewöhnlichen „Tour de France“. Das Ziel dieser Initiationsreise eines jungen ArchitektInnenkollektivs waren nicht etwa die schönsten Architekturen, sondern die ökologischsten. Die, die nicht in Architekturzeitschriften zu finden sind, sondern in selbstgemachten Homepages, die zum Do-it-yourself anregen.

Diese Architekturen ohne ArchitektInnen stammen nicht, wie bei Bernard Rudofskys legendärer Ausstellung im MOMA (1964), aus fernen Kulturen, sondern aus tradierten Selbstbauweisen, die lokale Materialien ins Zentrum stellen. „Deren dürftige Ästhetik lässt ArchitektInnen meist verächtlich den Kopf abwenden, doch dahinter verbirgt sich viel Wissen“, so das engagierte Kollektiv Anatomies d’Architecture, das beschloss, diesen Wissensschatz zu analysieren und grafisch wie einen wissenschaftlichen Atlas aufzubereiten.

Aus dieser „Anatomie der Architektur“ wurde ein spannendes Buch, das dazu einlädt, nicht die vordergründige Ästhetik und Form zu betrachten, sondern die dahinter liegende Struktur und Materialität. Die Lehmbauten, Strohhäuser und Jurten, die das Kollektiv erfasste, gründen auf traditionellen Bauweisen, die im kollektiven Gedächtnis teils längst vergessen sind. Diese Publikation diente nicht nur der praktischen Weiterbildung der jungen ArchitektInnen, sondern war auch Auslöser für ihren ersten Auftrag...

ARTIKEL IN GANZER LÄNGE

Anatomies d’Architecture, Le Costil © Olivier Sabatier

Um Betonfundamente zu vermeiden, setzten man auf die urtümliche Pfahlbauweise.
© Olivier Sabatier


Einblicke in den partizipativen Bauprozess - tradiertes Wissen wurde so weitergegeben:

Anatomies d’Architecture, Le Costil © Olivier Sabatier

© Olivier Sabatier

Anatomies d’Architecture, Le Costil © Olivier Sabatier

© Olivier Sabatier

Anatomies d’Architecture, Le Costil © Olivier Sabatier

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Anatomies d’Architecture, Le Costil © Olivier Sabatier

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Anatomies d’Architecture, Le Costil © Olivier Sabatier

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Anatomies d’Architecture, Le Costil © Olivier Sabatier

© Olivier Sabatier

Anatomies d’Architecture, Le Costil © Olivier Sabatier

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