Kirche

Kreis, Quadrat, Licht Àlvaro Sizas Betonkirche in einem multiethnischen Quartier ist ein Meisterwerk zeitgenössischer Sakralarchitektur: Elementare Geometrie, souveräne Lichtregie, in sich ruhender Zentralraum mit einer dynamischen Diagonalachse. So wird der überkonfessionelle Mehrwert eines beispielhaften Gotteshauses geschaffen: Bei sich zu sein.


Archaischer Kubus

In einem Neubauviertel in Saint-Jaques-de-la-Lande, einem multi-ethnischen  Vorort von Rennes, setzte Álvaro Siza mit seiner neuen Kirche einen kräftigen Akzent. „Der Bau reagiert auf den Kontext, den gebauten und geplanten“, so Siza, sich insbesondere auf einen neuen Wohnbau mit Rasterfassade beziehend, der an der Rückseite der Kirche steht und diese von der Straße abschirmt. Allerdings ist die Wirkung seines skulptural gestalteten Blocks aus weißem Sichtbeton eher umgekehrt: die Kirche scheint dem Kontext erst so richtig Form zu geben, so als sei sie immer schon da gewesen. Der aus kubischen und zylindrischen Formen zusammengesetzte Baukörper hat in seiner abstrakten Form etwas Archaisches – wie ein Tempel vergangener Zeiten.

Kirche

Die sichtbaren Horizontalabdeckungen sind aus weißem Marmorplatten, mit sehr geringem Überstand, wodurch der kubische Charakter verstärkt wird.

Susanne Stacher

 

Allerdings verankert die spielerische Komposition der Volumina das Gebäude eindeutig in der Gegenwart. Die Schalungsfugen zeichnen sich im Sichtbeton ab und erinnern vage an den Steinschnitt früherer Sakralgebäude. Die sichtbaren Horizontalabdeckungen sind aus weißem Marmorplatten, mit sehr geringem Überstand, wodurch der kubische Charakter verstärkt wird. Der schlichte, aus zwei schlanken vertikalen Scheiben zusammengesetzte Glockenturm steht vollkommen losgelöst daneben, um die Komposition des Blocks nicht zu beeinträchtigen.  

An die Symbolik der Liturgie anknüpfend, setzt sich der Baukörper aus einem 16 x 16 Meter großen Kubus (Symbol der Erde) zusammen, der von einem Zylinder mit 14,75 Meter Durchmesser (der Kreis steht symbolisch für den Himmel), in vier Teilkuben aufgesplittert wird. Diese sind im Eingangsbereich teilweise vom Boden abgehoben und kragen frei aus, wodurch ein schwebender Eindruck entsteht, verstärkt durch schräge Flächen an den Unterseiten, welche dem Verlauf der innenliegenden Treppenläufe folgen. So bekommt die Masse eine gewisse Leichtigkeit und Dynamik, sie wirkt aufgelockert, ja sogar verspielt und lädt ein, sie von innen her zu entdecken. (...)

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