Bezirksbauernkammer Salzburg
Werte im Wandel: Während sich institutionelle Bauten einstmals oft als funktionale Schuhschachteln – oder schlimmer noch als pompöse Prachtbauten – manifestierten, stehen heute andere Werte im Vordergrund. Nachhaltig und ressourcenschonend konzipiert, identitätsstiftend gedacht und wandelbar im Laufe der Zeit – so sollen derlei Bauten im Sinne der Gemeinschaft im Kontext drängender Klima- und Gesellschaftsfragen entstehen. Ein aktuelles Beispiel ist die Salzburger Bezirksbauernkammer in Hallein.
Schlicht, naturnah und selbstbewusst fügt sich das neue Gebäude der Landwirtschaftskammer in das heterogene städtische Umfeld Halleins ein. Das Prinzip der Holzbauweise sowie die vorgelagerte Sekundärkonstruktion mit Terrassen und Begrünung spiegeln laut Architekt Tom Lechner einerseits die Werte der bäuerlichen Interessenvertretung wider, die Gestaltung des Solitärs schafft auf der anderen Seite aber auch Identität und steht für zukunftsorientierte Werte im Bauen.
Als Bauherrin wünschte sich die Kammer für Land- und Forstwirtschaft einen Ort, der von wertschätzenden Begegnungen, kooperativem Austausch und einem Gefühl des Zusammenhalts geprägt sein sollte. Die Servicestelle für Bäuerinnen und Bauern bietet neben Beratungsangeboten auch Weiterbildungsmöglichkeiten, um den Betrieben das Knowhow für nachhaltiges Wirtschaften mit auf den Weg zu geben. Die neue Bezirksbauernkammer darf dabei selbst als Wegweiserin gelten – denn so flexibel, wie das Gebäude geplant wurde, müssen heute auch Unternehmen agieren können. Statt eines starren Korsetts und nicht hinterfragter technischer Aufrüstung setzten LP architektur auf offene, hierarchiearme Strukturen und einen spürbaren Lowtech-Ansatz.
Ein von einer Interessenvertretung genutztes und finanziertes Gebäude präsentiert sich – im besten Falle – als sichtbares Statement der dieser zugrundeliegenden Werte und Anliegen. So spielten auch beim Entwurf für den Sitz der Bezirksbauernkammer der regionale Baustoff Holz, das lokale Handwerk und Aspekte wie „Selbstversorgung“ im Sinne der Energie- und Ressourcenschonung sowie der Respekt für die Natur eine tragende Rolle. Im Zuge eines anonymen, einstufigen, geladenen Architekturwettbewerbs forderten die Auslobenden die Berücksichtigung natürlicher Rohstoffe, Möglichkeiten der Erweiterung oder Aufstockung, einen zentralen Eingangsbereich, den Erhalt bestehender Baumbestände sowie multifunktionale Nutzungsangebote.
Das Siegerprojekt des Architekturbüros LP architektur aus Altenmarkt zoniert das Grundstück laut Jury nicht nur in überzeugender Form, sondern schafft es auch, die Versieglung möglichst gering zu halten und den Vorbereich räumlich zu fassen. Über einen Vorplatz kommend, betreten die BesucherInnen das Gebäude und gelangen in ein Foyer mit zentralem Erschließungskern. Dieser ist in seiner Gestaltung und Materialität schlicht, haptisch und licht gehalten und öffnet sich zu den öffentlichen und halböffentlichen Funktionsbereichen. Die Büros der Landwirtschaftskammer und des Maschinenrings sind wie der Schulungs- und Veranstaltungssaal dominiert von Holz in unbehandelter Form und öffnen sich über großzügige Verglasungen zur Umgebung. Im obersten Stock befindet sich eine Wohneinheit.
Dass trotz des starken Bezugs zum Außenraum und des relativ großen Anteils an Glasflächen keine Klimaanlage nötig war, ermöglichte der Kunstgriff einer vorgelagerten Sekundärstruktur...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 11/2023. Der Volltext ist ab Seite 80 zu finden.
Das Bezirksbauernkammer Salzburg in Bildern: