Baugruppe D2 | IFUB*

Ein Maximum an urbanem Wohnen

Baugruppe D2 © Thomas Straub

Erfrischend unangepasst steht das neue Wohnprojekt des jungen Architekturbüros IFUB* an einer vormals unscheinbaren Straßenecke. Es will beweisen, dass im Jahr 2023 gemeinschaftliches Wohnen in der Berliner Innenstadt bezahlbar und attraktiv möglich sein kann.


In den letzten 15 Jahren brachten vor allem Baugruppenprojekte erfrischend neue Impulse in den Berliner Wohnungsbau. Sie zeigen, dass eine Stadt nicht nur aus den Händen von InvestorInnen, BauträgerInnen oder Baugesellschaften entstehen kann. In den frühen 2000er Jahren herrschte eine Auftragsnotsituation: Berlins Bevölkerung schrumpfte und Bauaufträge gingen fast nur an arrivierte Architekturbüros. Dies hatte zur Folge, dass damals junge ArchitektInnen aktiv wurden und sich auf die Suche nach geeigneten Stadtbrachen und BauherrInnen machten, mit denen sie den einen oder anderen Ort um neue urbane Wohnarchitekturen bereichern konnten. Seitdem entstanden wohl gut 120 Baugruppenprojekte in Berlin, die auf eine positive Weiterentwicklung des Wohnungsbaus hoffen ließen. Obwohl die Berliner Politik ab 2016 wieder die Relevanz von kostengünstigem Wohnungsbau für die soziale Kohärenz der seit 2008 wachsenden Stadt entdeckte, wurden die Modelle und Erfahrungen der Baugruppen immer mehr an den Rand gedrängt. Vieles, was heute in Berlin gebaut wird, erinnert eher an den Massenwohnungsbau der 1970er Jahre mit monofunktionalen Siedlungsbauten und erschreckend banalen, repetitiven Architekturen.

Neue Baugruppen haben es heute angesichts der steigenden Grundstücks- und Baukosten hingegen schwer, geeignete und bezahlbare Baufelder zu finden, weshalb sie fast nur noch außerhalb des inneren Berliner S-Bahnrings tätig werden. Ein Projekt wie die neue Baugruppe D2 im ehemaligen ArbeiterInnenbezirk Neukölln ist da schon ein erfreulicher Lichtblick. Hier konnten junge ArchitektInnen noch Gegenwelten eines anderen Bauens und urbanen Gemeinschaftslebens verwirklichen. Die Initiative ergriffen drei Wohnungssuchende, die um 2018 eine Stadtbrache mit einem alten KFZ-Betrieb ausfindig machten. Sie waren es auch, die das junge Architekturbüro IFUB* ins Boot holten. Für InvestorInnen war das extrem langgestreckte Grundstück von etwa 13 Meter Breite und 63 Meter Länge wenig attraktiv, für das am Gemeinwohl orientierte Architekturbüro IFUB* stellte es hingegen genau die richtige Herausforderung dar. Lustvoll, frech und unverbraucht verstehen sie ihre Architektur, was schon der dritte Buchstabe ihres Büronamens frei wählbar ausdrückt, der als „Institut für umweltbewusste, unglaubliche, unverbrauchte oder urbane Baukunst“ gelesen werden kann.

Baugruppe D2 © Thomas Straub

In den Wohnungen war es den BewohnerInnen möglich mitzugestalten.
© Thomas Straub

Maximale Wirtschaftlichkeit war das erste Gebot des Projekts. Die ArchitektInnen reizten dafür die gesetzlichen Abstandsregelungen entlang der Brandwände für ein Vorder- und ein Gartenhaus maximal aus. Trotzdem gelang es ihnen, jegliches Engegefühl zu vermeiden. Für maximal 15 Mietparteien mit eineinhalb bis sechs Zimmern und zwei Gewerbeeinheiten entwickelten sie zwei heterogene Baukörper: einen gefalteten entlang der Straßenblockecke und davon abgerückt einen gestaffelten Terrassenkörper im Gartenhof, dessen nach Süd und Ost orientierten Rücksprünge mit ihren Terrassen nun eine maximale Aufenthaltsqualität im Freien bietet. Mit einem giebelständigen Satteldach knüpften sie elegant an die vielen Türmchen und Höhenakzente der wilhelminischen Blockecken Neuköllns an und verschafften damit zugleich ihrem Vorderhaus mehr Wohnfläche. Darüber hinaus erhielt das Vorderhaus noch kleinere und zum Hof hin größere Loggien-Balkone als wertvolle Außenraumerweiterungen der Wohnungen. Obwohl ein Holzbau von allen Beteiligten gewünscht wurde...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 12/2023. Der Volltext ist ab Seite 70 zu finden.


Die Baugruppe D2 in Bildern:

Baugruppe D2 © Thomas Straub

Die Baugruppe D2 in zentraler Lage des Berliner Bezirks Neukölln.
© Thomas Straub

Baugruppe D2 © Thomas Straub

Eine Grundvoraussetzung war, das Grundstück maximal auszunutzen.
© Thomas Straub

Baugruppe D2 © Thomas Straub

Auf eine hohe Wohnqualität sollte aber dennoch nicht verzichtet werden.
© Thomas Straub

Baugruppe D2 © Thomas Straub

Frei wählbar waren die Bodenbeläge, Fliesen und Sanitärgegenstände.
© Thomas Straub


 


 

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