THF Tower | :mlzd

Flughafen Tempelhof – ein umkämpftes Stück Berlin

Das Tempelhofer Feld, Berlin © Dirk Laubner

Von 6. bis 10. Oktober 2023 öffnete der Flughafen Tempelhof anlässlich seines 100-jährigen Bestehens 100 Stunden lang seine Türen mit einem breit aufgestellten Kulturprogramm und zeigte damit, was der Flughafen künftig für die BewohnerInnen Berlins sein kann: ein wichtiger Anker in der Kulturlandschaft und frei zugängliche stadträumliche Ressource. Um zu verstehen, warum das Tempelhofer Feld Paradebeispiel für eine stark umkämpfte Stadt und wichtiger Teil des gesellschaftlichen und politischen Diskurses um die Zukunft Berlins ist, muss man zunächst seine Historie beleuchten.


Die Geschichte des Tempelhofer Felds reicht bis in das 18. Jahrhundert zurück, als dort ein Exerzierplatz gegründet wurde. Das Flughafengebäude in seiner heutigen Form wurde zwischen 1936 und 1941 gebaut und ist mit circa 300.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche das größte Baudenkmal Europas. Der monumentalen Anmutung des Gebäudekomplexes ist die größenwahnsinnige Machtinszenierung des NS-Regimes anzusehen. Die Nutzung des Standorts ist geschichtlich geprägt und vielfach transformiert worden. Nachdem die US-Luftwaffe Ende des Zweiten Weltkriegs zum Hauptnutzer geworden war, begann im Sommer 1951 offiziell der zivile Luftverkehr, der 2008 endgültig eingestellt wurde. Das eröffnete die Debatte um vielfältige Entwürfe rund um die Neu- und Umnutzung des 350 Hektar großen Flächenkolosses, die bis heute andauert. Aktuell ist im 1,2 Kilometer langen Gebäudekomplex etwa ein Drittel in dauerhafter Nutzung, ein weiteres Drittel in temporärer Nutzung für Geflüchtetenunterkünfte. Auf den Freiflächen um die Landebahn siedeln sich multiple Nutzungen von Urban Gardening über Hundeauslaufgebiet bis hin zu Sportanlagen an.

THF Tower © Andreas Tschersich

Das Tempelhofer Feld ist eine einmalig große Freifläche in Berlin und gleichzeitig auch ein stark umkämpftes Stück Stadt.
© Andreas Tschersich

Zukünftig soll das Flughafengebäude Kunst und Kultur der Stadt Raum geben und so für die Stadtgesellschaft wieder zugänglich werden. Das gesamte Gelände befindet sich in Berliner Eigentum. Verwaltet wird das Gebäude von der 2011 gegründeten landeseigenen Tempelhof Projekt GmbH (THF Berlin). Seit August steht diese unter der Leitung des ehemaligen Charlottenburger Baustadtrats Fabian Schmitz-Grethlein. Die Besetzung der Stelle ist mindestens so skandalös wie die Person selbst, angefangen damit, dass der reguläre Prozess der Stellenvergabe trotz 36 vorliegender Bewerbungen mittendrin abgebrochen wurde. Schmitz-Grethlein ist als Sohn des ehemaligen WISTA Geschäftsführers Hardy Schmitz kein Unbekannter. Schmitz hat mit der WISTA, einem landeseigenen Standortentwickler, auch schon an der Transformation des Flughafens gearbeitet. Die Weiterentwicklung des Riesenprojekts bleibt also in der Familie. Im Juni wurde die Sanierung des westlichen Kopfbereichs mit der Eröffnung des THF-Towers abgeschlossen. Die Terrasse in 30 Meter Höhe ist Teil des BesucherInnenzentrums, das als Ergebnis eines Wettbewerbs 2016 vom Schweizer Architekturbüro :mlzd geplant wurde...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 12/2023. Der Volltext ist ab Seite 82 zu finden.


Der THF Tower in Bildern:

THF Tower © Andreas Tschersich

Der Ausblick durch den verglasten Towerraum auf das Tempelhofer Feld.
© Andreas Tschersich

THF Tower © Andreas Tschersich

In über 30 Meter Höhe liegt eine Terrasse, die zum BesucherInnenzentrum gehört.
© Andreas Tschersich

THF Tower © Andreas Tschersich

Die baulichen Maßnahmen schränken zukünftige mögliche Nutzungen nicht ein.
© Andreas Tschersich

THF Tower © Andreas Tschersich

Eine freischwebende Stahltreppe ist in die Bestandsmauern eingehängt.
© Andreas Tschersich


 


 

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