Green Line im Ermland
Aus der kunstvollen Modellierung mehrerer Landschaftsschichten und mit Hilfe einer „grünen Linie“ formten die polnischen Mobius Architekten ein privates Naturparadies, das fast gänzlich in der Landschaft verschwindet.
Der Architekt Przemek Olczyk leitet das Architekturstudio Mobius, das auf die Planung von qualitativ hochwertigen Einfamilienhäusern spezialisiert ist. Eines seiner jüngsten Projekte ist ein Haus in der offenen Landschaft, welches deren integraler Bestandteil werden soll. Seine der Öffentlichkeit zugewandte Fassade ist von der Straße nicht nur weit entfernt, sie wurde auch noch durch die Begrünung des Satteldachs getarnt. Die auf natürliche Weise ausgestaltete Wiesenfläche des Grundstücks geht ohne Bruchstellen direkt in die Dachschräge über.
In Polen unterliegt das Bauen außerhalb von urbanen Gebieten besonderen Vorschriften, um Grundstückspekulationen mit Agrarland entgegenzuwirken. Auf dem hier bebauten Grundstück musste ein Haus und ein Wirtschaftsgebäude errichtet werden, deren Höhe, Tiefe und Dachneigung genau vorgegeben waren. Der Architekt beschloss, den quaderförmigen Baukörper des Erdgeschosses vom Dachgeschoss unter dem Satteldach zu trennen. Den gläsernen Pavillon mit Salon, Küche und Speisezimmer brachte er unterhalb der Böschung unter, das Dachgeschoss mit den Schlafzimmern setzte er unmittelbar an deren oberen Rand.
Zwischen dem unteren und dem oberen Haus ist in der nischenartigen Bodenvertiefung ein windgeschützter Innenpatio entstanden. Von zwei Seiten wird dieser von den Glaswänden des Salons und der Eingangshalle gerahmt. Das Rechteck wird durch zwei natürliche Böschungen vervollständigt.
Die von der Hand des Architekten in abstrakter Weise in den Raum gezeichnete grüne Fläche verläuft in einem dem Querschnitt des Satteldachs entsprechenden Zickzack, um in einer vier Meter über dem Boden aufgehängten Platte, die den Eingangsbereich abdeckt, eine Fortsetzung zu finden und sich gleich danach im rechten Winkel zu knicken, diesmal in der Horizontalen, um anschließend in die Überdachung der Glaswände des Speisezimmers und des Salons überzugehen.
Während die Räume unterhalb durch eine volle Wand mit einem Kamin einen jähen Abschluss finden, fließt die grüne Linie des Daches weiter über das Vordach. Dieses verbindet das Innere des Patios mit dem Garten und wird noch weiter über den Hang der Böschung bis zum neuerlichen Kontakt mit der Wiese auf der oberen Terrasse des Grundstücks fortgesetzt.