Haus SAWI, Berlin © paul ott

Das Haus unter der Linde Angenehm wie überraschend polyphon möchte man die Architektur des neuen Hauses unter der Linde bezeichnen, mit der Claudius Pratsch an Berlins Havelkante eine ausgeprägte wie elegante Individualität von zeitgenössischem Wohnhaus geschaffen hat.


Fluide Symbiose Arm an natürlicher Topographie ist die Stadt Berlin, deren höchste Erhebungen Teufelsberg und Arkenberge mit je 120 Metern aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs oder dem Müll unserer Zivilisation hervor gingen. Weitgehend flach ist Berlins Endmoränenlandschaft. Natürliche Hügel und Hanglagen sind so sehr eine Seltenheit, dass hier Rem Koolhaas vor Jahren seine Niederländische Botschaft mit markanter Hangrampe und Plateau als eine dialektische Paraphrase – sowohl auf die flache Landschaft seiner Heimat als auch jene Berlins – konzipieren und damit viel Aufmerksamkeit erregen konnte. Eine natürliche Hanglage fand hingegen der Berliner Architekt Claudius Pratsch an der Havelkante in Kladow am westlichen Großstadtrand vor, als es darum ging, ein altes, baufällig gewordenes Wohnhaus durch ein neues zu ersetzen.

Eine bewegte, attraktive Topographie und Vegetation existierten bereits auf dem 3.800 m2 großen Hanggrundstück mit einem alten Lindenbaum. Dessen einst gewachsene Symbiose mit dem alten Haus wollte der Architekt mit einer neuen Hauskonzeption nicht nur erhalten, sondern visuell noch verstärken. Weshalb er mit betont fluiden Formen das neue Wohnhaus um und unter dessen große Baumkrone konzipierte, das dem Fußabdruck des Altbaus folgt und doch in Gestalt und Länge deutlich neue Akzente setzt.

Grüne Insel im Grünen Nur eingeschossig, nach Norden geschlossen, nach Süden transparent offen und unter einer weit und kurvig auskragenden Dachplatte ähnelt sein Haus eher einem luftigen Pavillon im Grünen als dem konventionellen Bild eines Einfamilienhauses, was ganz den Wünschen seines Bauherrenpaares entsprach. Denn die Architekturhistorikerin Karin Wilhelm und ihr Ehemann Johannes Sauer verlangten hier nach keinem gewöhnlichen Wohnhaus, sondern nach einem Gästehaus und einer sehr persönlichen Raumalternative zu ihrem Erstwohnhaus, das etwas oberhalb auf dem Grundstück bereits 2002 die Architektin Ingeborg Kuhler gebaut hatte. Dieses Haus, dreigeschossig und voluminöser, war noch als ein Ort der Arbeit und der Bücher geschaffen worden. Das neue Haus sollte und kann hingegen nun ganz der Entspannung in Landschaft und Garten dienen, was seine Dimensionen von „nur“ 126 m2 erklärt, die jedoch von Claudius Pratsch gelungen in Szene gesetzt wurden. Mit dem Berliner Landschaftsarchitekturbüro gm013, mit Paul Giencke und Marco Mattelig, entwickelte der Architekt eine Dramaturgie neuer Raumsequenzen.

Haus SAWI, Berlin © paul ott

Haus SAWI, Berlin © paul ott

Haus SAWI, Berlin © paul ott

Haus SAWI, Berlin © Paul Ott

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