Hotel Marcel, New Haven © Seamus Payne

Matrix einer Ikone

Denkmalgeschützte Bauwerke fit für eine sinnvolle Nachnutzung zu machen, ist eine besondere Herausforderung. Im Fall der Marcel-Breuer-Ikone in New Haven, Connecticut, ist es den ArchitektInnen von Becker + Becker gelungen, den Geist der Moderne zu bewahren und die Bausubstanz qualitativ und energetisch aufzuwerten. Das Ergebnis ist ein Boutiquehotel, das das Bauhaus hochleben lässt.


Chronik eines Wahrzeichens

Marcel Breuer, der in Österreich-Ungarn geborene Architekt, der 1920 dem Bauhaus beitrat und 1937 in die USA emigrierte, entwarf das Gebäude Ende der 1960er Jahre als Hauptsitz der Armstrong Rubber Company. Richard C. Lee, der damalige Bürgermeister von New Haven, der während seiner Amtszeit mehrere Stadterneuerungsprojekte initiierte, wünschte sich ein Wahrzeichen für die Stadt. Eine weithin sichtbare Landmark sollte es sein und ein neues Tor zur Stadt, das sich den Reisenden auf der Interstate 95 als architektonisches Emblem einprägte. Lee überzeugte das Reifenunternehmen, ein Hochhaus in Auftrag zu geben, das die Handschrift eines Architekten von Weltrang trug. Der zweigeteilte Monolith aus béton brut, den Breuer schuf, galt fortan als eine Ikone der Moderne, bis sich unter StadtplanerInnen Jahrzehnte später die Ansicht durchsetzte, das Erbe des Brutalismus sei nicht erhaltenswert. Den Sitz der Armstrong Rubber Company, die später von Pirelli übernommen wurde, gab man als Firmenstandort schließlich auf. IKEA kaufte das gesamte Gelände kurz nach der Jahrtausendwende und fügte der Geschichte des Bauwerks ein unrühmliches Kapitel hinzu. Der schwedische Möbelriese ließ einen Teil des Breuer-Gebäudes abreißen, um Platz für seinen Parkplatz zu schaffen. Nach fast 20 Jahren Leerstand nahmen sich schließlich Becker+Becker in ihrer Doppelrolle als ArchitektInnen und EntwicklerInnen der Sache an.

Becker + Becker, Hotel Marcel New Haven © Seamus Payne

Der Geist der Moderne soll bis in die Details der Inneneinrichtung zu spüren sein.
© Seamus Payne

Becker + Becker, Hotel Marcel New Haven © Seamus Payne

Der Geist der Moderne soll bis in die Details der Inneneinrichtung zu spüren sein.
© Seamus Payne

Becker + Becker, Hotel Marcel New Haven © Seamus Payne

Der Geist der Moderne soll bis in die Details der Inneneinrichtung zu spüren sein.
© Seamus Payne

Becker + Becker, Hotel Marcel New Haven © Seamus Payne

Der Geist der Moderne soll bis in die Details der Inneneinrichtung zu spüren sein.
© Seamus Payne

Wertvolle Ressourcen

Während der Aufstieg und Niedergang eines Unternehmens innerhalb einer Zeitspanne von drei Jahrzehnten nichts Ungewöhnliches sein mag, sind 30 Jahre eine sehr kurze Lebensdauer für ein Gebäude, wenn man bedenkt, wie viel Material, Energie und Arbeit in den Bau und die Montage geflossen sind. Umso mehr, wenn es sich bei dem Material um Beton handelt. In einer Zeit, in der Beton nachweislich als einer der Hauptverursacher von CO² -Emissionen in der Bauindustrie gilt, sind 30 Jahre Nutzungsdauer für Tonnen von Beton eine Verschwendung, die man sich nicht leisten kann.

Die ArchitektInnen sahen sich mit dem Dilemma eines Gebäudes konfrontiert, das von außen ein Wahrzeichen, im Inneren aber baufällig war. Täglich fuhren an die 40.000 Menschen auf der Autobahn an dem denkmalgeschützten Bauwerk vorbei. Trotz seiner Exponiertheit und der zentralen Lage war es verlassen, als Becker+Becker mit dem Umbau begannen. Die Transformation sollte das Bürogebäude mit seinen problematischen Altlasten zum Hotel und Vorzeigeprojekt in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit machen. Mit ihrer Erfahrung als integriertes Architektur-, Planungs- und Denkmalpflegebüro hatten die ArchitektInnen zuvor ein ähnliches Projekt zur Transformation eines Bürogebäudes in ein Wohnhaus abgeschlossen.

Alles rastet ein

Bei der Renovierung des Breuer-Gebäudes ging es aus praktischer Sicht darum, das gesundheitsschädliche Asbest aus der Stahlkonstruktion zu entfernen und durch ökologische Dämmstoffe zu ersetzen. Beim Abtragen der Innenverkleidung kam das von Breuer entworfene System zum Vorschein ... mehr Details erfahren Sie in unserer neuen Ausgabe!

 

Becker + Becker, Hotel Marcel New Haven © Seamus Payne

Das weithin sichtbare Wahrzeichen und Tor zur Stadt New Haven.
© Seamus Payne


 

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