Hotel Wilmina, Berlin-Charlottenburg
Am Ende einer der belebtesten Straßen Berlin-Charlottenburgs verwandelte sich ein Unort der Geschichte, nämlich ein ehemaliges Frauengefängnis mit düsterer NS-Vergangenheit dank einer wagemutigen Architekteninitiative in ein überraschend grünes wie kontemplatives Paradies mit Hotel.
Architekteninitiative
Ein Investor wandte sich um 2010 an die Berliner Grüntuch Ernst Architekten, um mit ihnen zu erkunden, welche baulichen Möglichkeiten das ehemalige Amtsgericht und Frauengefängnis von Charlottenburg bieten könne. Von den 1930er Jahren bis 1986 als Frauengefängnis genutzt, in dem auch viele Frauen des Widerstands wie etwa der Roten Kapelle inhaftiert worden waren, galt der Ort als historisch belastet, aber stand auch unter Denkmalschutz. Trotz mehrerer Gutachten mit verschiedenen Nutzungsoptionen verlor bald der Investor das Interesse an dem Objekt, jedoch nicht die Architekten. Diese erwarben 2012 dank niedriger Immobilienpreise und –zinsen den Komplex, um das Gerichtsgebäude in ein Kultur- und Kunsthaus und das Gefängnis in ein Hotel umzuwandeln.
Bewusstmachung
Mit unendlicher Geduld und vollem Risiko entwickelten in den nächsten Jahren Armand Grüntuch und Almuth Grüntuch-Ernst für den Komplex ein höchst interessantes Konzept der Durchdringungen, Schnitte und Überlagerungen. Möglichst viele Spuren der Geschichte sollten bewahrt, aber zugleich bewusst in neue Zusammenhänge gesetzt werden, um aus einem Unort einen unverwechselbaren Ort der Kontemplation zu schaffen. Minimal waren ihre Eingriffe im alten Gerichtsgebäude, dessen räumliche Konfiguration nur partiell verbessert und vor allem in den Oberflächen aufgewertet wurde. Stärker waren hingegen ihre Eingriffe im Gefängnisgebäude mit der Zusammenlegung von Zellen zu größeren Raumeinheiten, der Vergrößerung ihrer Öffnungen sowie der Aufstockung um ein weiteres Geschoß und einer Dachterrasse zum Verweilen.