Kirche der Seligen Maria Restituta in Brünn
Bei der Kirche in Brünn werden unsere Sinne durch das unter der Kuppelschale hervorleuchtende chromatische Farbspektrum angesprochen. Das Auge des Besuchers wandert entlang der vertikalen Achse nach oben, wo sich ein Regenbogen aufspannt.
Das göttliche Versprechen
In der biblischen Erzählung ist der Regenbogen ein Symbol für die Aussöhnung Gottes mit allen Lebewesen auf der Erde. Nach der verheerenden Sintflut sollte Frieden einkehren, und der Regenbogen erinnert an dieses göttliche Versprechen.
Der Regenbogen als architektonisches Element kommt bekanntlich auch im Werk des isländisch-dänischen Künstlers Olafur Eliasson in Aarhus zum Einsatz. Am Dach des Kunstmuseum AroS leitet uns Eliasson durch einen ringförmigen Panorama-Korridor, der mit regenbogenfarbigen Glaspaneelen bestückt ist.
Im Gegensatz dazu erlaubt Architekt Marek Jan Štěpán in Brünn keinen unmittelbaren Zugang, sondern richtet unseren Blick nach oben zum Regenbogen. Wir Menschen bleiben am Boden und das Spirituelle ist über uns, unerreichbar. Der alte Trick funktioniert noch immer.
Die neue Kirche in Brünn ist vom Umfeld einer der ersten modernistischen Massenwohnbausiedlungen der Tschechischen Republik geprägt. Der Name des Stadtteils, Lesná, auf Deutsch etwa „Waldviertel“, beschreibt dessen naturnahe Einbettung in einen Waldpark jedoch auch heute noch treffend. Die Anordnung der rationalen, geometrischen Baublöcke folgt keinem strengen Raster-Prinzip. Stattdessen sind die Gebäude aus vorgefertigten Betonplatten locker über das abfallende Terrain verteilt. Langgestreckte Volumen fügen sich organisch in das umgebende Grün. Die geordnete Form trifft auf formale Unordnung.
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