Kulturpavillon Semmering

Das Festival Kultur.Sommer.Semmering ist vergangenes Jahr in die ikonischen Räumlichkeiten des Grandhotel Panhans eingezogen. Auf dem gegenüberliegenden Aussichtsplateau hat Mostlikely Architecture die Spielstätte mit dem Kulturpavillon Semmering um einen multifunktionalen Raum erweitert, der nach ökologischen und ökonomischen Kriterien konzipiert wurde.
Wie alles begann
Im Winter des vorigen Jahres hatte das renommierte Festival Kultur.Sommer.Semmering im Grandhotel Panhans eine neue Spielstätte gefunden, allerdings bot sich dort kein Saal in erforderlicher Größe. Das Aufstellen eines mobilen, nur für die Dauer des Festivals errichteten Pavillons, erschien der Festivalleitung als ein denkbarer Weg aus der vorhandenen Raumnot. Der Intendant, Florian Krumpöck, wandte sich für dieses Projekt an Mark Neuner, den Gründer des Wiener Architekturbüros Mostlikely Architecture. Seine Kompetenz zur Planung feingliedriger Pavillons vor historischem Hintergrund gilt spätestens seit der Fertigstellung der Weitsicht Cobenzl als etabliert. Doch Mostlikely Architecture verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, in dem ökologische und gesellschaftliche Themen einen hohen Stellenwert haben. Die von den Auftraggebern zunächst gehegte Vorstellung, einen aus dem – immerhin europäischen – Ausland herangeschafften Glaspavillon nachträglich klimatechnisch und akustisch zu ertüchtigen, war nach Erstellen einer realistischen Kostenschätzung schnell verworfen. Nun lag es an Mostlikely Architecture, in der mittlerweile verblieben Frist von vier Monaten einen multifunktionalen Raum nach Kriterien ökologisch und ökonomisch gleichermaßen strenger Sparsamkeit zu entwickeln. Und dies im Einklang mit einem Ort, der schon bald ein anderer sein wird.

Der Pavillon reagiert mit einer von Knicken, Anstiegen und Absenkungen geformten Architektur auf den Naturraum.
© Mostlikely Architecture
Es kommt vor, dass ein Projekt von der ersten Idee bis zur Realisierung viel von seiner Strahlkraft verliert. Beim Kulturpavillon am Semmering war dies genau umgekehrt: Nach einem sehr schwierigen Start haben immer mehr engagierte Firmen, UnterstützerInnen des Kulturfestivals, interessierte HelferInnen und Freiwillige das Projektteam bereichert. Zusammen konnten wir ein Ergebnis schaffen, das wir anfangs nicht für möglich hielten.
Eine besondere Atmosphäre
Immerhin ist der Genius Loci am Semmering unerschrockenen PionierInnen wohlgesonnen: Er hält neben dem technischen und kulturellen Meisterwerk der Semmeringbahn eine Menge weiterer inspirierender Anknüpfungspunkte für zukunftsträchtige Konzepte bereit. Die großen, nicht zuletzt durch Initiativen wie dem Kultur.Sommer.Semmering aus ihrem Dornröschenschlaf geweckten Hotels, die historischen Villen und die zum Naturgenuss angelegten Wege erzählen von den Anfängen des alpinen Tourismus im ausgehenden 19. Jahrhundert. Das damals neue Verkehrsmittel Eisenbahn brachte die Menschen aus den von der Industrialisierung gezeichneten Städten aufs Land, in die „gute Luft“. Mit den StadtbewohnerInnen kam wiederum moderner Komfort und ein neuer Wirtschaftszweig, der aus ihrer Sehnsucht nach dem zeitweiligen Genuss einfachen Landlebens wuchs. Heute, zwei Weltkriege und zahlreiche Krisen später, eröffnen die am Semmering noch sichtbaren Wurzeln einer längst aus dem Ruder gelaufenen Entwicklung Perspektiven auf eine nachhaltigere Zukunft des Tourismus. Die Hochkultur übernimmt die Rolle der Brückentechnologie.
Entwerfen am Hang
Als sich Mostlikely Architecture an die Entwurfsarbeit machte, stand neben dem Raumprogramm – ein Saal für rund 400 Personen – dem engen Kostenrahmen und dem Eröffnungstermin nur der Entschluss fest, den Bau ebenso wie den Betrieb der Anlage nachhaltig zu gestalten... mehr Details in unserer Aprilausgabe!