Schichtung mit sozialem Mehrwert

Das Architekturbüro AV62 Arquitectos aus Barcelona realisierte unweit der spanischen Stadt Bilbao einen Ort für die Integration und Unterstützung von Menschen im Autismus-Spektrum. Den Entwurfsprozess prägten maßgebend ökologische und bioklimatische Überlegungen. So entstand ein flexibles Raumangebot für vielfältige Nutzungen.

Die in der Provinz Bizkaya im spanischen Baskenland aktive Organisation „Apnabi“ schafft Tageszentren für Menschen im Autismus-Spektrum. Ein solches wurde 2022 in Derio (Großraum Bilbao) umgesetzt. Zwischen Gewerbe, landwirtschaftlichen Betrieben, neuen Wohngebieten und Autobahn gelegen ist das über 6.000 Quadratmeter große Grundstück allerdings kein leichter Planungsvoraussetzung für einen Ort, der Rückzugsmöglichkeiten bieten muss. Doch die ArchitektInnen machten aus der Not eine Tugend. Sie wandten das Prinzip eines Gewächshauses an und schufen mithilfe von räumlichen Schichtungen verschiedene Nutzungszonen. Die gewählte Gestaltungsanalogie ist insofern passend, als das Ziel der Tagesstätte die Beschäftigung von Menschen im Autismus-Spektrum in landwirtschaftlichen Betrieben und im Gartenbau ist. Neben der Weiterbildung stehen auch Arbeitsintegration und die Unterstützung der Autonomie der Zielgruppe im Mittelpunkt. Das Raumprogramm sah daher sowohl Ruhe- und Ausbildungsräume als auch landwirtschaftlich genutzte Flächen vor.

Die Anwendung des bioklimatischen Gewächshausprinzips ermöglicht es, den unwirtlichen Ort nutzbar zu machen und schafft unterschiedliche Abstufungen der Intimität. An die teils noch entstehende Wohnbebauung anschließend befindet sich der Zugang zum Areal, zur Linken ragt das von außen als Gewächshaus wahrgenommene Volumen mit einer Fläche von 420 Quadratmetern auf. AV62 Arquitectos gliederten den Raum in eine „Plaza“ – einen überdachten Zwischenbereich in der ersten Hälfte des Baus – und in die Halle platzierte Holzmodule, die den zweiten Teil der Fläche belegen und temperierte Innenräume schaffen. Die „Plaza“ überzeugt als multifunktionaler, lichtdurchfluteter Saal von etwa 100 Quadratmetern, der die Aneignung verschiedener Funktionen zulässt. Hier finden sich eine kleine Bühne, Hochbeete sowie Container, die Büro und Garderoben des Zentrums beherbergen. Ob Markt, Ausstellung oder Ausbildungsort – Ziel ist es, auch die Nachbarschaft in das Tageszentrum zu integrieren. In den Holzelementen findet sich Platz für intimere Nutzungen: Neben einem Klassenzimmer gibt es hier auch Ruheräume, Küche und Bad. Dass der Bau nicht nur bei seinen NutzerInnen gut ankommt, sondern auch in der Fachwelt Anklang findet...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 5/2024. Der Volltext ist ab Seite 86 zu finden.

Das Tageszentrum für junge Menschen mit Autismus APNABI in Bildern: