Stadtsee Horn
Sommerliche Hitzebelastung trifft nicht alle Menschen im selben Ausmaß und doch geht sie uns alle gleichermaßen an. Ein Zugang zu Kühlungsmöglichkeiten im urbanen Raum ist noch lange keine Selbstverständlichkeit. Der neue, frei zugängliche Stadtsee der Stadtgemeinde Horn macht in dieser Hinsicht einen großen Schritt in Richtung Gleichberechtigung. Dabei war er von alters her ein kostenpflichtiges Naturfreibad: Schon 1872 wurden hier 25 Gulden pro Jahr als Eintrittsgebühr verrechnet. Im Jahr 2020 trat die Stadt Horn schließlich an YEWO LANDSCAPES heran und im Sommer 2022 wurde der neue Stadtsee eröffnet.
Es ist ein heißer Sommertag im August – einer von vielen und mit Sicherheit nicht der letzte für dieses Jahr. Ein älterer Herr liest, sanft schaukelnd in einer öffentlichen Hängematte, seinen Kriminalroman, direkt daneben veranstaltet eine Großfamilie ein ausgiebiges Picknick. Auf Sitzstufen am Uferrand plaudern zwei Damen, ihre Füße baumeln im Wasser. Ein Herr schiebt sein Rad an ihnen vorbei. Man kennt sich, man grüßt sich.Von der anderen Seite des Ufers ist das ausgelassene Kreischen tobender Kinder im Wasser zu hören. Die Großen haben die Ziehfloße in Beschlag genommen, während die Kleinen im Wasserspiel des flachen, geschützten Kinderbadebereichs planschen. Am späten Nachmittag schallt es „Y.M.C.A.“ aus einem alten CD-Player über den See und eine Gruppe gemischten Alters hält ihr Dance-Aerobic-Workout ab. Unbehelligt von der Musik ziehen zwei Schwimmer ihre 100 Meter langen Bahnen. Gegen Sonnenuntergang gesellen sich zur Disco-Musik die Klänge einer Opernsängerin mit Klavierbegleitung – letzte Soundchecks für die später stattfindende „Moonlight Serenade“ des „Allegro Vivo“-Kammermusikfestivals. Menschen in Abendrobe strömen am Ufer entlang auf die Seebühne zu und lösen damit den Bademoden-Dresscode ab. Nach Sonnenuntergang zieht der Priester aus der angrenzenden Kirche andächtig seine Runden um den See – vorbei an jungen Erwachsenen, die es sich mit Bluetooth-Boxen und verdächtigen Glasflaschen am bewachsenen Seeufer blickgeschützt gemütlich gemacht haben und den lauen Abend genießen.
Dass der Stadtsee Horn solch eine synchrone Vielfalt an Aktivitäten zulässt, liegt nicht zuletzt an dem durchdachten und vielfältigen Raumprogramm. So finden sich neben dem Angebot im Wasser, wie den Ziehfloßen, der 100-Meter-Bahn, dem NichtschwimmerInnen-Bereich, einer Hundebadezone und dem Tretbootverleih auch Aktivitätsmöglichkeiten um die Wasserflächen herum. Sie reichen von schattigen Ruhezonen mit Hängematten und Bänken, einem großen Spielplatz mit Beachvolleyball-Feld und öffentlichen Fitnessgeräten bis zu einem Gastrobereich und natürlich der Seebühne. Die ursprüngliche Teilung der Gewässer in Nord- und Südsee blieb erhalten und erlaubt eine klare Funktionszuordnung, um Nutzungskonflikte zu vermeiden. So dient der Nordsee als Hundebadezone und zum Tretbootfahren, während im Südsee neben der Kinderzone der reguläre Badebetrieb stattfindet. YEWO LANDSCAPES legten dabei ein besonderes Augenmerk auf Inklusivität als Teil ihrer Firmenphilosophie. Es wurden für alle physischen Möglichkeiten und Bedürfnisse unterschiedliche Einstiege ins Wasser errichtet – von Leitern und Stufen über flache Kiesschüttungen mit Geländern zum Festhalten bis hin zu Rampen...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 10/2023. Der Volltext ist ab Seite 78 zu finden.
Der Stadtsee Horn in Bildern: