Eine Londoner Architektin interpretiert „Luxus“ im Geschosswohnbau: Eine spielerisch-elegante Übung in mediterranem Umfeld, die an Stimmungen des romantischen Landschaftsparks erinnert.


 

Freiheit im Landschaftspark

Der Name „Folie Divine“, der mit „göttliches Lustschloss“ übersetzt werden könnte, mag für einen kollektiven Wohnbau, der in einem ehemaligen Industrieviertel außerhalb von Montpellier liegt, etwas merkwürdig klingen. Er wurde aber ganz bewusst von den Stadtplanern so ausgewählt, um das zentrumsnahe, durch eine Straßenbahn gut angebundene und einem Stadtlabor gleichende östliche Neubaugebiet aufzuwerten. Ende der 1970er Jahre begann es mit Ricardo Bofills Monumentalbauten, private Investoren und wohlhabende Bürger sollen angezogen werden. So wurden hier gleich zwei „Folies“ gebaut, was wörtlich auch „Verrücktheit“ bedeutet. Ähnlich wie adelige Lustschlösser des 19. Jahrhunderts außerhalb der Stadt, umgeben von wuchernden Gärten, vermitteln sie eine gewisse Form von Wohlstand. Allerdings sollten die von den englischen und französischen Landschaftsparks her bekannten „Folies“ auch kritisch hinterfragt werden, durch die Konzeption neuer Wohnformen.

Den Wettbewerb für die stadtnähere, am Fluss Lez gelegene „Folie“ gewann Tatsuki Fujimoto mit einem 18-geschossigen Wohnturm, der einem dreidimensionalem Strahlenkranz gleicht: Balkone und auskragende Vordächer schießen in wilden Geometrien allseitig über den Hauptbaukörper hinaus, Freitreppen verbinden manche der Balkone, wodurch ein labyrinthischer und beinahe apokalyptischer Eindruck entsteht, zwischen Piranesi und Babel.

Der Hauptbaukörper macht einen labyrinthischen und beinahe apokalyptischen Eindruck.

Susanne Stacher

Alltag vs. Irrationalität

Farshid Moussavi Architects gewannen den Wettbewerb der anderen, etwas weiter auswärts gelegenen „Folie“ mit einem kompakten, neungeschossigen Wohnturm. Dessen verspielte, organisch geschwungene Fassade mit frei ondulierenden Balkonen generiert eine dreidimensionale Quellwolkenlandschaft, die sich bei Gewitter zu eindrücklichen Höhen aufbauscht.

Luxus interpretiert die iranische Architektin im Sinne von Lebensqualität, Individualität und persönlicher Gestaltungsmöglichkeit.

Susanne Stacher

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