La Biennale 2023, Pavillon Österreich © Clelia Cadamuro

Unter dem Titel „Partecipazione / Beteiligung“ thematisieren das Architekturkollektiv AKT und Architekt Hermann Czech auf der 18. Architekturausstellung La Biennale di Venezia das Verhältnis zwischen der Biennale und Venedig. Eine Öffnung des Pavillons für Einheimische in Form eines Durchbruchs zum angrenzenden Stadtteil wurde im Vorfeld nicht genehmigt, ebenso wenig eine Brücke über die Pavillonmauer. Schlussendlich bleibt die für die BewohnerInnen vorgesehene Hälfte des Pavillons für die BesucherInnen unzugänglich, um die vergebene Möglichkeit der Beteiligung aufzuzeigen. Die als verbindend gedachte Brücke endet abrupt über der Pavillonmauer und der gesamte Ablehnungsprozess wird in der Ausstellung dokumentiert, um die lokalen bodenpolitischen Debatten und die Exklusion der Einheimischen sichtbar zu machen. Man könnte sagen, AKT und Hermann Czech haben damit die vierte Wand zur Bevölkerung durchbrochen, ohne je eine Wand eingerissen zu haben.


 

La Biennale 2023, Pavillon Österreich © Clelia Cadamuro

In der Ausstellung wird der gesamte Ablehnungsprozess mit EntscheidungsträgerInnen der Biennale öffentlich dokumentiert.
© Clelia Cadamuro

Wie kam es zu der Zusammenarbeit und war diese Teil des Konzepts Partecipazione / Beteiligung?

[Czech]: Der Kontakt bestand bereits punktuell aus vorherigen Projekten. Speziell zu dieser Zusammenarbeit kam es aufgrund einer Einladung von AKT, der ich gefolgt bin.

[AKT]: Nachdem wir ein Grundkonzept für die Teilnahme am Wettbewerb hatten, haben wir Herrn Czech eingeladen, mit uns den Biennale-Beitrag zu gestalten. Zum einen, weil wir seine Form des Denkens von Architektur schätzen, und zum anderen, weil es uns wichtig war, hier generationsübergreifend zu arbeiten. Insofern kann man schon sagen, dass die Zusammenarbeit auch sehr gut zum Konzept des Pavillons selbst passt.

Zusammenkommen mit örtlichen Initiativen © AKT & Hermann Czech

Im Gespräch mit örtlichen Initiativen in Venedig.
© AKT & Hermann Czech

Wie nehmen Sie den Wandel der Biennale über die Jahre hinweg wahr?

[Czech]: Ich war selbst nie Kommissär oder Kurator – ich könnte keine Entwicklungslinie der Biennale darstellen, auch wenn ich seit Anfang dabei war. Das Interesse der Biennale an Architektur ist bereits in den 1970er-Jahren aufgekeimt und 1980 fand dann unter der Leitung von Paolo Portoghesi die erste Internationale Architekturausstellung statt. Der österreichische Hauptbeitrag hierzu stammte von Hans Hollein, drei weitere Architekten waren eingeladen: Heinz Tesar, Boris Podrecca und ich. Der Hauptfokus von Portoghesi war die Auflösung des Funktionalismus bzw. der zum Kommerz gewordenen angeblich sachlichen Architektur. Er nannte es „Das Ende der Prohibition“.

[AKT]: Ein für uns auffälliger Wandel, auf den wir uns auch in der Ausstellung und im begleitenden Katalog beziehen, ist, wie sich der Anspruch der Biennale gegenüber der Stadt verändert hat. Die ersten Architekturausstellungen der Biennale seit Vittorio Gregotti hatten zum Ziel, sich mit der Stadt Venedig auseinanderzusetzen. Seit den 1950er-Jahren war die ständige Abwanderung Thema in Venedig. Von den damals 170.000 EinwohnerInnen sind heute nur noch 50.000 übrig. Die Architekturbiennale hatte ihren Ursprung in der Forderung nach einer Auseinandersetzung mit den konkreten Realitäten und Problemen der Stadt und in dem Ziel, internationale ArchitektInnen einzuladen, um daran zu arbeiten. Heute ist kaum noch etwas von diesem Gedanken geblieben und analog zur Kunstbiennale hat sie sich völlig vom Kontext der Stadt losgelöst.

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 9/2023. Der Volltext ist ab Seite 18 zu finden.


 

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