Quartier Rauchmühle, Salzburg © PRISMA Unternehmensgruppe

Taxonomie und ESG sind die aktuell wichtigsten Treiber bei Bauträgern. Warum das so ist, wieso der Clou mit der Finanzierung eigentlich genial ist und weshalb Herumschwadronieren nicht mehr durchgeht.


Neben den sich verändernden Märkten, den Problemen mit den Lieferketten, den Baukosten und den Zinsen haben Bauträger ein großes Thema: die Nachhaltigkeit. Da geht es einerseits um die Erfüllung des Wunsches von Mietern oder Käufern nach modernen Heiz- und Kühlmöglichkeiten ohne fossile Brennstoffe. Das ist auch gemeint, wenn Makler von gesteigertem Publikumsinteresse an nachhaltigen Wohnungen sprechen. Nach explizit zertifizierten Wohnimmobilien oder nach umfassender Nachhaltigkeit fragt hingegen so gut wie niemand. Für Developer und Investoren geht das Nachhaltigkeits(selbst)verständnis weiter. Bereits vor der Energiekrise korrelierte deren Nachhaltigkeits-Engagement stark mit der voranschreitenden Einführung der Taxonomie, und auch das ominöse Dreibuchstabenungetüm ESG spielt eine Rolle. Wichtig dabei: ESG und Taxonomie ist ganz und gar nicht dasselbe.

CUUBUUS / Artmann © CUUBUUS architects & developers

Wie viel CO2 durch Sanierungen eingespart wird, haben zum Beispiel CUUBUUS bei ihrem Projekt Das Artmann präsentiert.
© CUUBUUS architects & developers

Die Taxonomie ist ein europaweit einheitliches System, mit dem die Nachhaltigkeit von ökonomischen Aktivitäten festgestellt bzw. klassifiziert wird. Es gibt sechs verschiedene Bereiche, in denen Bauträger entsprechend gut abschneiden müssen, wobei vier davon noch nicht klar definiert sind – wir haben es hier mit work in progress zu tun. Die Taxonomie ist demnach eine technische Aussage über ein Produkt, über eine Immobilie. Sie sagt anhand klarer Kriterien, ob die Immobilie nachhaltig ist oder nicht, sie urteilt mit ja oder nein. Das ist deshalb wichtig, weil die EU vorschreibt, dass alle Finanzierungen (und damit so gut wie alle Immobilienprojekte, weil alle Immobilien auch mit Fremdkapital finanziert werden) der Taxonomie entsprechen, d.h. nachhaltig sein müssen. Sind sie das nicht, hat die Bank einen satten Risikoaufschlag zu verrechnen. Anders gesagt: Nicht nachhaltige Immobilien werden ausgesprochen unattraktiv gemacht, weil ihre Finanzierung sauteuer wird.

ESG hingegen ist eine Unternehmenshaltung, eine Strategie. Sie basiert auf der Taxonomie, ist aber viel, viel mehr. ESG betrifft das Handeln, das Wirtschaften, die Werte des Unternehmens. Hier geht es um Gleichbehandlung, um Diversität, um Lieferantenketten – um viel breitere und tiefer gehende Themenstellungen. Während unter E (Environmental) alle CO2-Thematiken fallen, wie das Unternehmen seinen diesbezüglichen Fußabruck verkleinert, wie es mit Müll umgeht etc., dreht sich beim S (Social) sehr viel um den Umgang mit Mitarbeitern, Stakeholdern und Lieferanten. Bestellt das Unternehmen seine Notizblöcke regional oder vom anderen Ende der Welt? Wie geht es mit Dienstreisen um? Das G ist schnell erklärt. „Ein ordentliches Unternehmen, das korrekt und im Sinne eines ordentlichen Kaufmanns handelt, erfüllt diese Anforderungen ohnehin. Bei ESG geht es dann noch darum, das auch zu dokumentieren“, meint Herwig Teufelsdorfer, Vorstand bei der S Immo AG. Ein gravierender Unterschied zwischen ESG und der Taxonomie ist also auch: Das eine ist klar definiert, das andere kann jeder selbst gestalten.

Die ESG-Berichte orientieren sich derzeit stark an den bekannten CSR-Reports...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil von ARCHITECTS 2023. Der Volltext ist ab Seite 48 zu finden.


 

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