Das Vergängliche des Irdischen
Kann Architektur den Tod erklären? Die Angst vertreiben? Trost spenden? Möglicherweise nicht. Was sie sicher kann: den letzten Dingen einen angemessenen Rahmen geben. Mit dem Neubau der Aufbahrungshalle in Kematen an der Krems wurde ein solcher Rahmen geschaffen.
MOSER und HAGER Architekten greifen auf Elemente zurück,
die uns seit Jahrtausenden vertraut sind:
So ist die Mauer, die den Bezirk der Verstorbenen von der Welt trennt, ebenso prägend für die neue Anlage wie das Motiv der Schwelle und der Weg, der vom Irdischen ins Jenseits führt. In Kematen nimmt er den schmalen Pfad von der romanischen Pfarrkirche im Zentrum an den mittlerweile von Einfamilienhäusern und Gewerbebauten geprägten Siedlungsrand und mündet in die Mittelachse des Friedhofs. Dieser Weg bestimmt die Lage des Einganges – an diesem Rückgrat baut die neue Anlage ihr Gefüge von Zeichen und Räumen auf.
Subtile Grenzen und Gegensätze
Eine mit dem für das Kremstal typischen Konglomeratgestein belegte Mauer umfängt als Weiterführung der Friedhofsmauer die Aufbahrungshalle. Sie erhebt sich unmittelbar an der Straße. Ein wenig von der Straßenflucht abgerückt setzt sich die Mauer fort und bildet einen kleinen Nebenraum. So werden der Haupteingang und der Vorplatz der Halle gebildet. Die Mauer schützt vor dem Verkehrslärm der Straße und vor neugierigen Blicken. Sie schließt die Außenwelt aus, doch sie schließt den Raum nicht ab. Über der Mauer schwebt, von schlanken, kreuzförmig zueinander gestellten T-Profilen getragen, die zarte Betonschale des Daches. Durch die gläserne Hülle der Aufbahrungshalle fällt der Blick in den geschützten Zwischenraum und folgt den aufsteigenden Flächen des Daches in den von Baumkronen gerahmten Himmel.