MEDIA REVIEW

Denken, Bauen, Wohnen, Träumen

Wohnen ist ein Grundbedürfnis des Menschen, wie es gelebt wird, aber hängt von vielen Faktoren ab. Die Bandbreite reicht vom Nomadenzelt bis zum Luxusdomizil. Diese Bücher beleuchten das Wohnen in Theorie und Praxis. Vom sozialen Wohnbau über das Luftschloss bis zu Traumhäusern an exklusiven Orten.


 

 

 

 

Jedes Jahr widmet architektur.aktuell seine Märzausgabe dem Thema Einfamilienhaus. Architektonisch mitunter hochinteressant, bleibt es raumplanerisch und gesellschaftspolitisch problematisch. Einfamilienhäuser verursachen der Allgemeinheit hohe Kosten. Wohnen ist kein Luxus, es ist ein Grundbedürfnis. Menschen mit wenig Einkommen zu behausen, fordert die öffentliche Hand immer mehr. Eine pluralistische Gesellschaft erzeugt eine Vielfalt an Wohntypen. Der [transcript] Verlag widmet dem Thema eine eigene Schriftenreihe. Im Buch „Wohnungsfrage ohne Ende?!“ versammeln die Herausgeberinnen Barbara Schönig und Lisa Vollmer verschiedene Essays zu den Ressourcen sozialer Wohnraumversorgung. Im Fokus stehen Bodenpolitik, Wohnungswirtschaft, das Potential der Rekommunalisierung von Wohnraum und Orten jenseits großstädtischer Agglomerationen. AutorInnen aus verschiedenen Disziplinen – Soziologie, Planungs- und Rechtswissenschaften, Geographie, Architektur – umkreisen das komplexe Phänomen: Eine lohnende Lektüre.

Barbara Schönig, Lisa Vollmer
Wohnungsfrage ohne Ende?!
236 Seiten, Deutsch, [transcript], € 29,-

 

 

 

Wie attraktiv und innovativ soziale Wohnbauten sein können, zeigt das Buch „Housing for All“, herausgegeben von Paul Andres, Karen Jung und Peter Cachola Schmal. Es dokumentiert den gleichnamigen, von der Stadt Frankfurt und dem Deutschen Architekturmuseum DAM initiierten Wettbewerb. Er sieht sich in der Nachfolge des Erbes der Siedlungen des „Neuen Frankfurt“, die von 1925 bis 1930 unter Architekt und Stadtplaner Ernst May entstanden. „Housing for All“ dokumentiert die 131 Projekte, die von 107 Büros eingereicht wurden in Plan und Bild. Die bahnbrechende Kalkbreite in Zürich von Müller Sigrist (architektur.aktuell 7-8/2015) ist ebenso vertreten wie das Hunziker Areal (pool, duplex). In Hamburg planten Sauerbruch Hutton mit ,Woodie‘ ein Wohnprojekt im modularen, vorgefertigten Holzbau mit 371 Micro-Appartements. Florian Nagler Architekten überbauten einen Parkplatz beim Münchner Dantebad mit einer 100 Meter langen Tragstruktur aus Stahlbeton und einem viergeschossigen Riegel mit überaus günstigen Kleinstwohnungen aus Holz (architektur.aktuell 9/2017), aus Österreich sind u. a. die VinziRast mittendrin von gaupenraub+/- (architektur.aktuell 9/2013) und die Slim City in der Seestadt Aspern von PPAG (architektur.aktuell 10/2015) dokumentiert. Der letzte Teil des Buches verweist an den Ausgangspunkt und in die Zukunft: Er zeigt Wettbewerbsbeiträge ausgewählter Büros für soziale Wohnbauten auf Frankfurter Bauplätzen.

Paul Andres, Karen Jung & Peter Cachola Schmal
Housing for All – Building Catalogue
440 Seiten, Deutsch/Englisch, FRANKFURT DAM, € 38,-

 

 

Dieses Buch ist ein Versprechen und eine Zeitreise: „Luftschlosser“ führt in das reiche Universum von Zamp Kelp. Er war Mitglied der Formation Haus-Rucker-Co, die längst Kultstatus erreicht hat, aber auch Uni-Assistent, Professor, Aktivist und vor allem Utopist. Dieses Buch ist voller traumartiger Begegnungen. Hier absolviert der Architekturstudent Igor seine Ausbildung im Architekturtrainer, einem Bauwerk, das in etwa 30 Meter Höhe auf Stützen über einem tief eingeschnittenen Flusstal der Donau zu schweben scheint, seine Masterarbeit ist ein „Palace of Perfumes“. Hier stülpen sich Laurids Ortner, Zamp Kelp und Klaus Pinter als Haus-Rucker-co ihre Environment-Transformer um den Kopf, legen Mind-Expander an und hängen „Ballons für zwei“ aus einem Fenster in der Wiener Apollogasse. „Wir finden uns in einer Zeit wieder, die die eingeübten Beziehungen zwischen Mensch und Maschine, Stadt und Natur, Wahrnehmung und Wahrheit aus den Angeln hebt und unser Tun in der Gegenwart als Übungen einer Lebenspraxis erscheinen lässt, die wir im Blindflug zu absolvieren haben“, wie Ludwig Engel in seinem Vorwort schreibt. Fest anschnallen!

 

Zamp Kelp, Ludwig Engel (Hg.)
Luftschlosser
238 Seiten, Deutsch, Spector Books, € 28,-

 

 

Idealistische Architekturstudierende von heute verfolgen handfestere Utopien. Sie entwerfen gemeinsam ein Projekt, das sie dann vom abstrakten Entwurf bis zur Fertigstellung auch selbst realisieren. „DesignBuild“ heißt diese Lehrmethode, die glücklicherweise immer weitere Verbreitung findet. Sie vermittelt angewandtes Wissen in vielerlei Hinsicht. Architektonisch, baupraktisch- und kulturell, aber auch zwischenmenschlich. „DesignBuild“ bietet Studierenden die einmalige Möglichkeit, intensiv in die Praxis von Konstruktion und Bau einzusteigen. Meist handelt es sich um soziale Projekte, die gemeinsam mit den künftigen NutzerInnen umgesetzt werden und deren Lebensbedingungen vor Ort nachhaltig positiv verändern. Das Buch „Experience in Action! DesignBuild in der Architektur“ reflektiert und analysiert die Methode in einigen Essays und stellt 16 Projekte aus aller Welt vor. Sie beweisen, dass gute Architektur keine Frage des Budgets, sondern vielmehr eine der Haltung und des Vertrauens ist.

Vera Simone Bader, Andreas Lepik
Experience in Action! DesignBuild in der Architektur
240 Seiten, Deutsch/Englisch, Edition DETAIL € 34,90,-

 

 

 

Um den Bogen zur „Splendid Isolation“ mit Grandezza zu schließen, schwelgen wir im opulent bebilderten, gewichtigen Prachtband „Living in – Masterpieces of Residential Architecture“. Er entführt nach Mallorca auf Klippen am Meer, wo Jørn Utzon ein schlichtes Haus entworfen hat, in die kalkweiße Villa Cardo in Apulien, die Andrew Trotter plante, in die VVD Residence von Vincent Van Duysen in Antwerpen und viele weitere Luxusdomizile. Eine Art Weltreise im Kopf.

Andrew Trotter
Living in – Masterpieces of Residential Architecture
288 Seiten, Englisch, Openhouse, gestalten, € 45,-

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