Laufen und Harald Gründl von Eoos präsentierten die erste Separationstoilette der Welt

Ein Klo für eine bessere Welt

"save!" von Laufen

„save!“ heißt die erste Separationstoilette der Welt, die Laufen gemeinsam mit EOOS Design und der Eawag (Eigenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz) zur Serienreife entwickelt und zum Auftakt der zehnten Architekturtage im Wiener Innovation Hub präsentierte. Dieses zeitlos-elegant gestaltete Klo aus weißer Sanitärkeramik ist in der Lage, Urin vom harmloseren Rest der menschlichen Fäkalien zu trennen – und so die Küsten, Flüsse und Meere nachhaltig vor dem Stickstoff zu bewahren, der im Urin enthalten ist und aufgrund der folgenden Algenbildung viele Flussmündungen und Küstengebiete zu „Dead Zones“ macht. Eine scheinbar kleine Maßnahme mit erstaunlich großer Wirkung, hinter der viel Entwicklungsarbeit steckt. Würde sie großflächig in mehrgeschossigen Wohn- und Bürobauten installiert, könnte das die Gewässer Europas stark entlasten.

„Raum Macht Klima“: Unter diesem Motto gingen österreichweit am 24. und 25. Mai die zehnten Architekturtage 2019 über die Bühne. Die Auftaktveranstaltung im Laufen Innovation Hub am Wiener Salzgries widmete sich einem brisanten Umwelt-Thema, das noch nicht ausreichend ins allgemeine Bewusstsein vorgedrungen ist: der Entsorgung von menschlichem Urin. Harald Gründl, einer der Mastermind von EOOS, präsentierte persönlich eine evolutionäre Wasserklosett-Innovation: „Save!“, die erste Separationstoilette der Welt, die von EOOS; der Eawag und Laufen inzwischen zur Serienreife entwickelt wurde. Ihr gelingt es, den menschlichen Urin gleichermaßen abzufangen und gesondert zu sammeln. Bis dato nämlich gelangt er ungefiltert in Flüsse und Meere. Mit weitreichenden Folgen: denn Urin enthält Stickstoff, der das Wachstum von Algen unterstützt. Von Medikamentenrückständen, Hormonen und ähnlichem ganz zu schweigen. Die Mikroben, die die Algen zersetzen, verbrauchen fast den ganzen Sauerstoff im Wasser und verwandeln so Flussmündungen und Meere zu „Dead Zones“.

Installation von "save" bei der Triennale Mailand Copyright Laufen

Toilette mit Potential: "save!" von Laufen ist in der Lage, Urin zu separieren, zu sammeln - und so die Küsten und Meere zu entlasten copyright Laufen

Laufen, das österreichische Designer-Trio EOOS und die Eawag (Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz) nahmen sich des Themas an und entwickelten „Save!“. Diese Toilette vermag dank eines relativ simplen, aber effektiven Röhrensystems einen Großteil des menschlichen Urins unkompliziert vom Rest der Fäkalien zu trennen und gesondert zu sammeln. Dieser lässt sich im besten Sinn von Upcycling so extrahieren, dass Medikamentenrückstände und Hormone neutralisiert und bis zu 80% des Stickstoffs entfernt werden. Der solchermaßen gereinigte Rest-Urin ist als Dünger verwertbar.

Das Thema ist brisant und weitreichend: Von 180 Litern Abwasser, die Europäer und Europäerinnen im Durschnitt pro Tag produzieren sind eineinhalb Liter Urin, der seinerseits aus 80% Stickstoff, 50% Phosphor und 80% Kalium besteht. Ganz abgesehen von Medikamentenrückständen, Hormonen oder ähnlichen Substanzen, die unsere Zivilgesellschaft entwickelt hat. Gelangt dieser Urin – wie bisher – ungefiltert ins Abwasser, hat das für Küsten und Meere fatale Folgen. Generell ist das Potential der Toiletten stark unterschätzt: So entickelte Laufen bereits mit Eoos under Bill & Melinda Gates Foundation eine ökologische Toilettenanlage für Entwicklungsländer, die gleichfalls den Urin trennt und außerdem den Bewohnern und Bewohnerinnen von Slums hygienisch einwandfreie sanitäre Rahmenbedingungen garantiert. Ein Umstand, der die Verbreitung von Krankheiten unterbinden und dadurch sogar Leben retten kann.

Christian Schäfer, Geschäftsführer von Laufen Österreich, Sabina Durdik und Harald Gründl, Mastermind von EOOS im Wiener Laufen Innovation Hub copyright Laufen

Christian Schäfer, Geschäftsführer von Laufen Österreich, Sabina Durdik und Harald Gründl, Mastermind von EOOS im Wiener Laufen Innovation Hub Copyright Laufen

Die große Herausforderung bei der Entwicklung von „Save!“ bestand darin, ein effektives Trennsystem für den Urin zu entwickeln und das Geruchsproblem in den Griff zu bekommen. Beides so wartungsarm und formschön wie möglich. Bei der Entwicklung ihres Prototypen mussten EOOS gleichsam bei Null beginnen. „Männer und Frauen pinkeln sehr unterschiedlich, es gibt allerdings keinerlei wissenschaftliche Forschung zu dem Thema“, so Harald Gründler. EOOS untersuchten mithilfe von Wärmebildkameras, wie der Urin fließt – und entwickelten schließlich ein System, das nach dem Teekannenprinzip funktioniert: vorausgesetzt, die Flüssigkeit bewegt sich ausreichend langsam, sondert sich ein Teil automatisch am Kannenschnabel ab. Von außen unsichtbar, wurde so eine Röhre in der Rückwand der Separationstoilette integriert, außerdem gibt es einen sehr leicht austauschbaren Geruchsfilter. An der Universität Durban an der Ostküste Südafrikas wurden erste Test-Toiletten bereits erfolgreich installiert, auch eine solarbetriebene, autarke Variante zum Einsatz am Wiener Donaukanal ist im Gespräch. Interessierte, umweltbewusste künftige Bauherren und Bauherrinnen, Planende und Architekturschaffende können sich ein Ansichtsexemplar von „Save!“ im Original gern im Laufen Innovationhub ansehen.

Low Tech mit großer Wirksamkeit: Schnitt durch die Separationstoilette "save!" von Laufen Copyright: Laufen

Low Tech mit großer Wirksamkeit: Schnitt durch die Separationstoilette "save!" von Laufen  Copyright: Laufen

LAUFEN Innovation Hub

Salzgries 21
1010 Wien
Österreich

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