Grüne Effizienz – Dachbegrünung im Wiener Baubestand
Städte mit ihrer dichten Bausubstanz sind unbarmherzige Wärmespeicher. Die absorbierte Wärme wird nächtens abgegeben. Das bedeutet, heiße Tage und heiße Nächte. Pflanzen als hocheffiziente Organismen können hier eine wirksame Antwort sein: Sie speichern Wasser, geben es in Form von Verdunstungskälte wieder ab und kühlen so auf die natürlichste Art und Weise ihre Umgebung. Sie binden Schadstoffe und reduzieren den CO2-Anteil der Luft. Schritt für Schritt macht man sich in der Architektur dieses Potential in Form von Fassaden- oder Dachbegrünungen zu Nutze.
Eine Erhebung der Stadt Wien von 2010 zeigte, dass von rund 5.241 HA Dachflächen nur rund fünf Prozent begrünt sind. Der Umfang an Dachflächen sowie der Anteil der Begrünung ist mittlerweile gestiegen, die zuständige ÖNORM L1131 (ebenfalls von 2010) wird zurzeit überarbeitet. In Folge könnten innovative Projekte, wie die des Wiener Start-ups Plantika förderwürdig werden: Ziel von Mathieu Lebranchu, dem Gründer von Plantika, war es „mit einer simplen Idee, möglichst viele Dächer zu begrünen“. Vorrangig Steildächer, „denn in einer Stadt wie Wien gibt es mindestens 80 Prozent geneigte Dächer“. Gemeinsam mit seinem Vater, Dachdecker in Rosenheim, entwickelte der eigentliche Linienpilot und Biotechnologe ein solches: Vorgefertigte Gründachmodule im Schichtaufbau (acht bis neun cm Höhe) zur extensiven Begrünung von Blech- und Ziegeldächern, bestückt mit widerstandsfähigen Sukkulenten und unproblematisch in der Montage (z.B. Fixierung der Unterkonstruktion an den Stehfalzen eines Blechdachs). Ein Kühleffekt ist deutlich spürbar. So in der Rotensterngasse 14, dem ersten Demoprojekt von Plantika in Wien: Seit März 2022 sind 17 m2 des Zinkblechdaches mit 24 Modulen begrünt. „Der Besprechungsraum darunter kommt mittlerweile ohne Klimaanlage aus“, so Bernhard Platter von Obenauf, einem Wiener Unternehmen spezialisiert auf Dachgeschoßausbau, mit dem das Projekt gemeinsam umgesetzt wurde ...