Future Talk

Grün, blau und weiß – Maßnahmen für klimafitte Städte

Visegrad Fund: Projekt „Urban climate in Central European cities and global climate change“ 2014–2015 © ZAMG

Die zunehmende Zahl an städtischen Hitzetagen wird zu einer stetigen Belastung für österreichische Städte und deren BewohnerInnen. Mit Claudia Hahn, Expertin für Stadtklima von GeoSphere Austria, waren wir im Gespräch zu möglichen Adaptierungsmaßnahmen.


Laut einer bereits viel zitierten Studie der ETH Zürich sollen die Temperaturen in Wien bis 2050 jenen der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje ähneln. Welche Auswirkung sollte diese Entwicklung Ihrer Meinung nach auf zukünftig geplante Architektur haben?

[Hahn]: Es ist davon auszugehen, dass es wärmer werden wird und wir somit auch in unseren Breitengraden verstärkt mit längeren und intensiveren Hitzeperioden rechnen müssen. Dies führt vermehrt zu Tagen mit erhöhter Hitzebelastung. Deshalb ist es wichtig, Klimaanpassungsmaßnahmen, wie z.B. die Konzepte der grünen, weißen und blauen Stadt, in die Stadtplanung und Architektur zu integrieren. Das heißt, wir brauchen mehr Pflanzen (grüne Stadt) und, wenn möglich, mehr Wasserflächen (blaue Stadt) sowie helle, gut reflektierende Materialien (weiße Stadt) statt dunkler Dächer, die sich stark aufheizen.

Visegrad Fund: Projekt „Urban climate in Central European cities and global climate change“ 2014–2015 © ZAMG

Bei kaum realisierten Klimaschutzmaßnahmen werden um die 120 Hitzetage pro Jahr für weite Teile Wiens prognostiziert.
© ZAMG

Welche Auswirkungen haben die Adaptierungsmaßnahmen der „grünen Stadt“, „blauen Stadt“ und „weißen Stadt“ auf das städtische Klima? Würde die Umsetzung dieser drei Konzepte allein reichen, um die Lebensqualität in Wien auch in Zukunft zu sichern?

[Hahn]: Bäume, Grünflächen, Dach- und Fassadenbegrünung sowie Wasserflächen ermöglichen eine Kühlwirkung durch die Verdunstung. Bäume spenden zudem Schatten. Bei nicht versiegelten Flächen kann Wasser in den Boden eindringen und für die Verdunstung und Evapotranspiration (Wasserabgabe durch die Pflanzen) zur Verfügung stehen. Dies hat zudem auch eine Pufferwirkung bei Regenereignissen. Die Verwendung von hellen, gut reflektierenden Materialien führt dazu, dass sich bebaute Flächen weniger stark aufheizen und weniger Wärme – zudem zeitverzögert – an die Umgebung abgegeben wird. Eine Kombination dieser Maßnahmen kann die Hitzebelastung in Städten bereits deutlich reduzieren. Von uns durchgeführte Simulationen in Klagenfurt haben z.B. ergeben, dass mit der Kombination von Maßnahmen die Hitzebelastung am Tag bis Mitte des Jahrhunderts auf einem ähnlichen Niveau wie heute gehalten werden kann. Allerdings hat diese Studie auch gezeigt, dass die Reduktion von Treibhausgasemissionen essentiell ist, um auch bis Ende des Jahrhunderts die Hitzebelastung ausreichend zu verringern.

Visegrad Fund: Projekt „Urban climate in Central European cities and global climate change“ 2014–2015 © ZAMG

Ein Referenzausschnitt aus den Jahren 1971–2000 zeigt eine deutlich geringere Anzahl an Hitzetagen pro Jahr.
© ZAMG

Welche weiteren Maßnahmen, neben den drei genannten Konzepten, würden Sie zusätzlich als sinnvoll erachten?

DER FUTURE TALK IN DER APRILAUSGABE


 

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