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Keine Selbstverständlichkeit - Die Geschichte einer ökologischen Sackgasse

EFH © Maik Novotny

Es war ein ganz alltäglicher Planungsvorgang, der Anfang 2020 für übernationale Erregung sorgte. Michael Werner-Boelz, grüner Bezirksamtsleiter in Hamburg-Nord, schlug vor, im Flächenwidmungsplan keine neuen Einfamilienhausgebiete mehr auszuweisen. Dies passiert vermutlich jeden Tag im deutschen Sprachraum. Doch plötzlich war in allen großen Medien zu lesen, die Grünen wollten Einfamilienhäuser verbieten, ja, man stehe quasi kurz vor dem Kommunismus, denn die einzige Alternative zum Haus im Grünen sei ja bekannterweise der DDR-Plattenbau.


Eine Erregungsspirale, die man sich problemlos auch in Österreich vorstellen kann, wo das Eigentum in der Verfassung noch stärker geschützt ist als in Deutschland. Auch hier gilt das freistehende Einfamilienhaus vielen als erstrebenswertes Ideal, auf das jeder ein Recht hat. Doch woher kommt diese Projektion aller Sehnsuchtswünsche und Lebensziele auf das Bild „vier Wände, 150 m2, Satteldach und Garten“?

Gartenstadt Puchenau © Maik Novotny

Gartenstadt Puchenau © Maik Novotny

Der „Traum vom Eigenheim“ ist keine archaische Grundkonstante, sondern ein gesellschaftliches Konstrukt, zu dem viele Faktoren beitragen. Da ist die Zwangskopplung von Familiengründung und Häuslbau, vor allem in ländlichen Gebieten, in denen das Wohnen im Geschosswohnbau immer noch als ärmlich stigmatisiert wird. Da ist der finanzielle Nährboden aus Pendlerpauschale, Kreditvergabe und Förderung, der das Eigenheim-Ideal befördert, ebenso wie die Bildoberflächen von Bausparwerbungen bis zu Fertighausausstellungen wie der „Blauen Lagune“ im Süden von Wien.

Rund 500.000 Menschen, vermeldet die Raiffeisen Bausparkasse stolz, habe man in den letzten 60 Jahren zum Eigenheim verholfen. Als letzter Auswuchs der Kapitalisierung dieser Sehnsucht darf das Tiny House gelten, das die Anspruchslosigkeit als Lifestyle, als Reduktion aufs Wesentliche verkauft und dabei das angesammelte Wissen darüber, was guten Wohnbau ausmacht, komplett über Bord wirft. Dabei ist es keineswegs so, dass das Einfamilienhaus schon immer als erreichbare Lebensform für die breite Masse galt. Noch bis in die 1920er Jahre bediente diese Bauform fast ausschließlich zwei entgegengesetzte Enden der Bevölkerung...

DER GANZE BEITRAG IN UNSERER NEUEN AUSGABE


 

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