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Konstruktives Recycling: Ein sicherer Übergang auf Re-Use Beton

ForscherInnen am Structural Xploration der École Polytechnique Fédérale Lausanne zeigen auf, wie Ortbetonwände als Bauteile in den Wiederverwendungskreislauf der Bauindustrie eingebunden werden können. „Re:Crete“ aus Re-Use Betonplatten wurde als Prototyp entwickelt und ist aktuell in Conthey im Schweizer Kanton Wallis als provisorische Fußgängerbrücke im Einsatz.

Die unterspannte Bogenbrücke wurde als Ganzes vorkonstruiert und anschließen in Conthey, Schweiz, eingesetzt. © EPFL

Zement - einer der Hauptbestandteile von Beton - verursacht im Rahmen seines Herstellungsprozesses acht Prozent aller menschgemachten Treibhausgasemissionen. Zusätzlich werden Stahlbetonbauten oft vorzeitig abgerissen, im besten Fall der mineralische Bauschutt sortiert und unter einem hohen Energieaufwand zu Recyclingbeton verarbeitet – was wiederum eine zusätzliche Produktion von Zement erfordert. Die Wiederverwendung von bereits gegossenen Betonteilen ermöglicht es, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, fand jedoch bisher kaum Anwendung in der Bauindustrie. Motiviert davon, das Potential von Re-Use Beton zu erproben, baute ein Team um Professor Corentin Fivet nun einen Prototypen: Für eine Fußgängerbrücke wird erstmal Ortbeton im Ganzen wiederverwendet. Das Gebäude, das als Bauteilmine für die Brücke diente, wurde vor weniger als 10 Jahren errichtet. Dass es sich um einen Umbau handelte und die Abbruchfirma die Wandelemente für den Transport aus dem Gebäude ohnedies in kleine Teile schneiden musste, kam Maléna Bastien Masse, die gemeinsam mit Jan Brütting an dem Projekt arbeitete, gelegen. So erhielt das Structural Xploration Lab 25 Betonplatten, aus dem in einem Monat eine Bogenbrücke entstand. Die Blöcke wurden auf einer Holzzentrierung zusammengesetzt und mit Mörtel verfugt, um die durch den Abbruch entstandenen Unregelmäßigkeiten auszugleichen.


Aus Haus wird Brücke


Spannkabel, die vor der Entfernung der Zentrierung eingefügt wurden, wirken dem in Längsrichtung wirkenden Schub des zehn Meter langen Bogens entgegen. Wichtig war dem Team, dass die inhärente Ästhetik der Wiederverwendung erhalten bleibt, so prägen die terrazzoähnlichen Querschnitte der Platten das Erscheinungsbild der Brücke. Dieses Ziel war insbesondere eine Herausforderung, als Verantwortliche des Städtchens Conthey bei dem Lab anfragten, die Brücke als zweijähriges Provisorium im Freien zu verwenden. Anforderungen an Rutschfestigkeit, Korrosionsschutz und Absturzsicherheit erforderten das Nachrüsten der Brücke. Die neu benötigten Elemente wie das Geländer wurden ebenso aus wiederverwendeten Bauteilen entworfen und gebaut. Seit April 2022 ist die Brücke vor Ort und ermöglicht den sicheren Übergang von FußgängerInnen...

Die 25 Ortbetonblöcke wurden im Aufbaulabor auf einer Holzzentrierung zusammengesetzt und mit Mörtel verfugt. © EPFL

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