ARCHITECTS 2023 im Interview

Pichler und Traupmann Architekten

pxt_portrait©oskar schmidt

Um unsere ARCHITECTS besser kennenzulernen, haben wir mit ihnen ein kurzes Interview geführt. Weil wir Architektinnen und Architekten in den Mittelpunkt stellen!


(1) Ist Architektur tot? Wie hat sich die aktuelle Situation auf deine Bautätigkeit ausgewirkt?

Architektur unterliegt derzeit wieder einmal einem strengen, rationalen Code aus kompakten Grundformen der Geometrie: kubische oder quaderförmige Volumenagglomerationen, Quadratraster in Plan und Aufriss bis hin zu immer gleichen „Fassadengerüsten“, Lochfenstern und Arkaden in den abstrusesten Ausformungen. Es scheint, dass man sich mit einer einfachen booleschen Operation bereits auf Glatteis begibt und auf der Oberfläche der Erwartung einer kompakten Singularität gehörig ausrutscht. Dynamische Raumstrukturen im Sinne offener Systeme mit transitorischem Charakter sind derzeit wohl in die Flucht geschlagen. John LAUTNER würde für sein Arango-House verbannt werden.

In diesem Umfeld, das von den Baupraktikern gerne mit wirtschaftlich notwendigen Parametern unterlegt wird, ist es für einem dynamisierten Raumbegriff folgende Büros schwierig, Wettbewerbe zu gewinnen und dementsprechend in den Realisierungsmodus zu kommen.

Insofern: ja, die Architektur scheint dem Tod entgegenzuschreiten und in die Phase der Wiedergeburt des ewig Gleichen, also der Repetition, zu treten.
Aber es gibt Hoffnung auf das Aufbäumen der Komplexität.

ARCHITECTS 2023 Playlist

(2) Nachhaltiges Bauen! Rettung unserer Zukunft? Durch welche Maßnahmen können wir noch nachhaltiger bauen?

Nachhaltiges Bauen beginnt nicht mit dem entsprechenden Bauteilkatalog, sondern mit der Frage: Was brauchen wir wirklich? Welches Volumen und welche Flächen brauchen wir wofür, welche thermischen Kennwerte brauchen wir wo tatsächlich für den Komfort (Normtemperatur überall oder lokal differenzierte Sphären, beginnend bei entsprechender Kleidung für die Zone gleich nach der Haut), welche Ansprüche an die Bauphysik werden gestellt (darf man noch etwas durchhören), etc.?

Nachhaltiges Bauen beginnt also an der Grundeinstellung zu unserer Lebensgestaltung, welchen Komfort wir für uns in Anspruch nehmen wollen, geschweige denn, auf welchen Luxus wir verzichten können. Wir werden für die Rettung unserer Zukunft auf weniger Individualität und mehr Kooperation setzen müssen. Teilen und Flexibilität wird ein wesentlicher Faktor zur Gestaltung unserer Umwelt sein. Dahingehend werden wir auch die entsprechenden Raum- und Funktionsprogramme hinterfragen bzw. neu aufsetzen müssen, um dann die zutreffenden planerischen Schritte setzen zu können.

ARCHITECTS 2023 Lokalguide

(5) Medien & Architektur

Medien betrachten wir als einen wichtigen Träger zur Vermittlung der Bedeutung von Architektur per se – und dies in allen möglichen Formaten. Medien für Architektur werden problematisch, wenn sie allein wirtschaftlichen Interessen folgen oder sich weltanschaulich kanon-gebend positionieren: entweder kommt man in Fachmagazinen ohne Nennung von Firmenlisten nicht unter oder wenn die „Sprache der Architektur“ nicht den gängigen Spielarten entspricht.

Medien sollten aber nicht nur die Kommunikation der Architektur nach „draußen“ leisten, sondern auch eine kritische Reflexion im Innenverhältnis provozieren. Gibt es eigentlich noch Architektur-Kritik? Vielfach müht man sich entlang scheinbar gesellschaftspolitisch relevanter Abhandlungen durch die Fadesse der Artikel in der Tagespresse. Aber vielleicht könnte auch ein Magazinformat eine Rubrik oder Kolumne der diskursiven Auseinandersetzung widmen … nur Mut dazu!

 

ARCHITECTS Weinkarte

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