Breathing Sculpture

Vadim Kosmatschof

Vadim Kosmatschofs atmende Skulpturen in der Moskauer Tretjakow-Galerie 4 © Kosmatschof/Veech

Vadim Kosmatschof, 1938 in der damaligen Sowjetunion geboren, avancierte mit großdimensionalen Skulpturen zu einem führenden Vertreter der sowjetischen Moderne. 1979 wanderte er nach Wien aus, von wo aus er seine Arbeit in Westeuropa konsequent fortsetzte. Von 17. Mai bis 18. August 2018 zeigt die Neue Tretjakow Galerie in Moskau unter dem Titel „Atmende Skulptur“ Kosmatschofs erste umfassende Werkschau. Es ist auch das größte Ausstellungsprojekt des Österreichischen Kulturforums in Moskau 2018.


Von der sowjetischen Avantgarde über die europäische Moderne ins 21. Jahrhundert

Das Werk von Vadim Kosmatschof adressiert universelle Werte der Harmonie, der Balance, der Dynamik und der Kraft. Es hat sich vom starren "industriellen" Modernismus zu einem Verständnis von Skulptur als lebende, organische Form entwickelt. Der Künstler, der 1979 aus der Sowjetunion nach Wien emigrierte, erwarb sich seinen Ruf zuerst mit einer Serie bahnbrechender Arbeiten aus Industrie-Porzellan, bevor er einer der Hauptproponenten des Modernismus in der sowjetischen Monumentalkunst wurde. Im Schaffen von großdimensionalen Skulpturen war Kosmatschofs Ziel immer die Überwindung des statischen Charakters der traditionellen Skulptur. Im Laufe der Jahre schuf er zuerst auf dem Territorium der UdSSR und später in Österreich (Graz, Traun), Deutschland (u.a. in Mainz, Köln, Münster, Nürnberg, Dortmund) und in den Vereinigten Staaten (nahe Boston, Massachusetts) insgesamt mehr als 30 großdimensionale Skulpturen für den öffentlichen ebenso wie für den privaten Raum. Durch die Interaktion sowohl mit der urbanen Landschaft als auch mit den Elementen der Natur öffnen seine Schöpfungen eine völlig neue Perspektive auf die Rolle der Skulptur im 21. Jahrhundert. In seinen jüngsten Arbeiten konzentriert sich Kosmatschof auf den wechselseitigen Einfluss von Kunst und Wissenschaft, sowie auf die Erforschung des Begriffs der „atmenden Formen“ und der „solaren Skulpturen“, welche durch die Kräfte der Natur „zum Leben erweckt“ werden. Russland hat Kosmatschof nach seiner Ausreise 1979 nach über 30 Jahren erstmals 2007 wieder besucht. Der Anlass: Die Mitwirkung an der Ausstellung „Adventure of the Black Square“ wo sein Projekt „Unfolding Square“ in Dialog mit Malevichs berühmten Schwarzen Quadrat gesetzt wurde. In seinem 80. Lebensjahr kehrt Vadim Kosmatschof nun mit seiner allerersten umfangreichen Personale nach Russland zurück.

Vadim Kosmatschofs atmende Skulpturen in der Moskauer Tretjakow-Galerie 3 © Kosmatschof/Veech

Vadim Kosmatschofs atmende Skulpturen in der Moskauer Tretjakow-Galerie 3 © Kosmatschof/Veech

Der Zeitpunkt, das umfassende und imposante Werk des zeitgenössischen russischen Bildhauers Vadim Kosmatschof gerade jetzt zu präsentieren, ist ein mutiger und bedeutender Schritt und entspricht einer Neuentdeckung des Künstlers, dessen Wirken internationale Anerkennung finde

Peter Noever

 

„Der Zeitpunkt, das umfassende und imposante Werk des zeitgenössischen russischen Bildhauers Vadim Kosmatschof gerade jetzt zu präsentieren, ist ein mutiger und bedeutender Schritt und entspricht einer Neuentdeckung des Künstlers, dessen Wirken internationale Anerkennung findet“, stellt Peter Noever, Kurator, Designer und ehem. Direktor der MAK Wien / Los Angeles, fest. Vadim Kosmatschof selbst erklärt anlässlich der retrospektiven Ausstellung: „Die Schau meiner Arbeit an der Neuen Tretjakow Galerie symbolisiert die Rückkehr meines Namens in das Feld der russischen Kunst und Kultur – ein Zeichen sowohl der Treue zu allen Teilnehmern ihrer beispiellosen Avantgarde-Szene, als auch ein Zeichen der Hoffnung auf das Wiederaufleben ihres Entdecker-Geistes.“ Die Schau in der Tretjakow Galerie wird als eines der Kunstevents des Jahres 2018 in der russischen Kulturszene für großes Interesse sorgen, sagt Kirill Swetlyakow, Chefkurator der Tretjakow Galerie: „Vadim Kosmatschofs Oeuvre ist eine Entdeckung in der Geschichte der russischen und zeitgenössischen Skulptur. Seine Werke in der Zeit der UdSSR waren eine Alternative zu traditionellen, mit Ideologie assoziierten Monumenten. Kosmatschofs aktuelle Arbeiten sind interdisziplinär und vereinen unterschiedliche Techniken: industrielle Ästhetik des 20. Jahrhunderts und Bio-Engineering, das techno-organische Ideen in 'atmenden Formen' von Skulpturen stimuliert“.

Vadim Kosmatschofs atmende Skulpturen in der Moskauer Tretjakow-Galerie 5 © Kosmatschof/Veech

Vadim Kosmatschofs atmende Skulpturen in der Moskauer Tretjakow-Galerie 5 © Kosmatschof/Veech

„Atmende Skulptur“: Erste Solo-Schau im wichtigsten russischen Museum

Die Ausstellung in der Neuen Tretjakow Galerie umfasst mehr als 60 Werke und deckt damit alle Aspekte und Schaffensperioden des künstlerischen Werks ab. Präsentiert werden Porzellanarbeiten, Metall-Reliefs, Malerei, grafische Arbeiten, Innenskulpturen, Modelle von Objekten und Skulpturen für den öffentlichen Raum, Original-Layouts, Fotos sowie Videomaterial, inklusive filmischer Dokumente über den Künstler und seine Arbeiten. Organisiert ist die Ausstellung chronologisch in zwei Teilen: Retrospektive und Perspektive, ausgebreitet über zwei ganze Stockwerke der Neuen Tretjakow Galerie.

Exemplarisch für das Frühwerk des Künstlers ist die großdimensionale Skulptur Konstrukta, installiert 1975 vor der Nationalbibliothek in Ashkabad in Turkmenistan: dazu zeigt das Museum ursprüngliche Modelle, ein Video sowie eine Reihe von Fotografien vom Aufstellen des Werks. Weiters sind mehrere große Arbeiten in Deutschland und Österreich in einem eigens für die Ausstellung gestalteten Film von Andreas Waldschütz zu sehen, der die Integration von Kosmatschofs Skulpturen in urbane und ländliche Umgebungen untersucht. Höhepunkte jenes Ausstellungsteils, der die jüngsten in Österreich entstandenen Projekte von Kosmatschof zeigt, sind Arbeiten wie „Städtisches Herz“, „Vier Zylinder“, „Atmende Form“ und „Unfolding Square“. Indem sie mit dem Betrachter, der Umgebung und der umgebenden Architektur interagieren, stellen sie die Skulptur auf eine völlig neue Ebene. Durch die Nutzung der neuesten Energie-Technologie bewegen sich die Skulpturen bei Veränderungen von Wetterverhältnissen und Sonneneinstrahlung – das ermöglicht es uns die Energien des Universums auf einem völlig neuen Niveau zu erleben und uns gleichzeitig als integraler Bestandteil desselben zu fühlen.

 

Vadim Kosmatschofs atmende Skulpturen in der Moskauer Tretjakow-Galerie 6 © Kosmatschof/Veech

Vadim Kosmatschofs atmende Skulpturen in der Moskauer Tretjakow-Galerie 6 © Kosmatschof/Veech

Die Ausstellung „Vadim Kosmatschof – Breathing Sculpture“ wird von einem umfassenden Katalog begleitet, der alle Aspekte und Perioden des künstlerischen Wirkens umfasst, mit Beiträgen von Kyrill Svetlyakov, Matthias Boeckl, Georg Schöllhammer, Peter Noever, Markus Mittringer, Alexander Lavrentjev, Anna Mapolis und Vitaly Patsukov.

VADIM KOSMATSCHOF (geb. 1938 in Kaluga, UdSSR) absolvierte das Moskauer Kunstgymnasium der Akademie der Künste und graduierte 1965 an der Stroganoff-Kunsthochschule. Seinen Ruf begründete er mit einer Serie von bahnbrechenden Arbeiten aus Industrieporzellan, bevor er einer der Hauptvertreter der Moderne in der sowjetischen Monumentalkunst wurde. Er schuf Metallskulpturen von ungeahnter Größe und Freiheit, die in einer 20 Meter hohen abstrakten Skulptur vor der Nationalbibliothek in Aschgabat, Turkmenistan, gipfelten. Nach seiner Teilnahme an der Ausstellung der inoffiziellen Sowjetischen Kunst auf der Biennale in Venedig 1978 wurde er zu Vorlesungen und Ausstellungen im Westen eingeladen und emigrierte nach Wien, wo er von 1979 bis 1983 lebte. Nachdem er einige Wettbewerbe für eine Reihe von großformatigen Kunstwerken im öffentlichen Raum gewonnen hatte, zog er 1984 nach Deutschland. Im Jahr 2007 besuchte Kosmatschof zum ersten Mal seit 1979 Russland, um an der Ausstellung „Das Abenteuer des schwarzen Quadrats“ im Russischen Museum in St. Petersburg teilzunehmen, wo sein Projekt „Unfolding Square“ in einen räumlichen Dialog mit Malewitschs „Schwarzem Quadrat“ gesetzt wurde. Seit 2010 lebt Kosmatschof wieder in Österreich und setzt seine Arbeit mit dem Fokus auf den wechselseitigen Einfluss von Kunst und Wissenschaft fort.

Neue Staatliche Tretjakow-Galerie in Moskau

Krimskij Val, Säle 80–82
119049 Moskau
Moskva
Russland

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