Wer braucht Baukultur?
Baukultur ist ein Handlungsfeld, das für die Lebensqualität aller Menschen von enormer Bedeutung ist: Ob ich gut nutzbaren, angemessenen, die Gesundheit nicht beeinträchtigenden Raum zum Wohnen habe; wie viel Energie ich brauche; welche Qualität der öffentliche Raum hat; ob meine Alltagswege in der Nähe der Wohnung möglich sind; ob ich den Umweltverbund nutzen kann oder das Auto brauche; all das und viel mehr wird von der Baukultur bestimmt, und nicht immer habe ich selbst Kontrolle darüber.
Baukultur ist eine gesellschaftliche, aber auch eine ökonomische, politische und kulturelle Frage. Das Bauwesen stöhnt unter einer Vielzahl von Regelungen, aber es zeigt sich: Gute Baukultur kann nicht dekretiert werden. Sie ist davon abhängig, ob die Menschen sie für wesentlich halten, wie sie mit Gebäuden und dem Bauen umgehen, und welche Lebensweisen ihnen wichtig sind.
Deshalb gibt es, trotz weltweiter Vereinheitlichungen, sehr unterschiedliche Qualitätsniveaus von Baukultur in verschiedenen Regionen. In Europa sind etwa Länder wie Belgien, Spanien, die Schweiz baukulturell begünstigt. In Österreich ist Baukultur im Westen wichtig – das bedeutet, es gibt dort im Schnitt bessere Architektur. Das ändert aber auch nichts am enormen Bodenverbrauch durch extensive Siedlungsformen. Im Osten wird weniger Wert auf Baukultur gelegt, doch gibt es auch hier lobenswerte Ausnahmen, etwa den geförderten Wohnbau in Wien.
Ob Baukultur sich zum Besseren oder Schlechteren entwickelt, ist somit weitgehend eine Frage des Bewusstseins der Menschen für die Bedeutung des Themas für ihr Leben. Wie kann man also durch Politik Baukultur weiterentwickeln? Zweifellos gibt es gesetzliche Regeln, die kontraproduktiv sind und deren Änderung rasche Verbesserung bringen würde. Man denke nur daran, wie das österreichische Steuersystem den Bodenverbrauch nicht eindämmt, sondern noch steigert. Und zweifellos braucht es Bildungsangebote – für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene. Doch das ist ein Ansatz, der langfristig wirkt.
Schnellere Auswirkung hätten Maßnahmen, die erstens den AkteurInnen der Baukultur, etwa Gemeinden, dabei helfen, Projekte so zu entwickeln, dass höhere Qualität erreicht wird...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 7-8/2023. Der Volltext ist ab Seite 24 zu finden.