Verdrängung aus dem öffentlichen Raum

Wiener Gentrifizierungsprozesse

Bruno-Kreisky-Park, Wien © Gisela Erlacher

In den Umfragen des „Economist“ führt Wien seit Jahren das Ranking der lebenswertesten Städte an. Als Erbe des „Roten Wiens“ ausgestattet mit ausreichend grüner und sozialer Infrastruktur, punktet die Stadt dabei auch im Bereich des „subjektiven Sicherheitsgefühls“. Trotzdem lassen sich seit den 1990er Jahren planerische Sicherheitsdiskurse beobachten, wie sie europaweit nachzuvollziehen sind.


Im Sinne von „Design against Crime“ sollen urbane „Hotspots“ durch planerische und architektonische Eingriffe einsichtiger, kontrollierbarer und somit „sicherer“ gestaltet werden. Flankiert wird dies von urbanen Revitalisierungsmaßnahmen, die mit einer Kommerzialisierung des öffentlichen Raums einhergehen, sowie von sicherheitspolizeilichen Interventionen, wie etwa der Etablierung von „Schutzzonen“ im Jahr 2005. Personengruppen, die nicht ins Bild einer sauberen, sicheren und konsumierbaren Stadt passen, werden so systematisch verdrängt. Anhand des Wiener Westgürtels lassen sich solche Verdrängungsprozesse gut nachvollziehen. Denn der Gürtel wird seit jeher zu einem von Kriminalität, „Prostitution“ und Gewalt geprägten „Angstort“ stilisiert, da er eine historische Trennlinie zwischen Bürgertum und proletarischen Klassen darstellt.

Die Revitalisierungsmaßnahmen ab den 1990er Jahren waren zum Beispiel stark von Debatten über die Gefahren der Sexarbeit im öffentlichen Raum befeuert. Aus planerischer Sicht wurde auf maximale „Einsichtigkeit“ fokussiert. Mittels Entbuschung, angepasster Lichtkonzepte und der Ansiedlung von Gastronomie sollte sichergestellt werden, dass der Gürtel nicht mehr als „dunkler Angstort“ empfunden wird. Mit dem „Wiener Prostitutionsgesetz“ 2011 wurde Sexarbeit dann allerdings fast im gesamten Stadtgebiet kriminalisiert – ein Verdrängungsprozess, der SexarbeiterInnen bis heute massiv gefährdet.

Am Beispiel Westbahnhof-Neugestaltung zeigt sich außerdem, wie stark die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums auch als wohnungslos wahrgenommene Personen betrifft. Bereits Ende der 1990er Jahre wurde mit dem Rückbau von sitz- und liegefreundlicher Stadtmöblierung im Wartebereich begonnen...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 5/2024. Der Volltext ist ab Seite 46 zu finden.


 

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