Bezirksgericht Seekirchen am Wallersee
Seekirchen am Wallersee im Salzburger Seenland wurde im Jahr 2000 von einer Markt- zur Stadtgemeinde erhoben. Seit 2023 ist die 11.000 EinwohnerInnen zählende Gemeinde offizielle Hauptstadt des Bezirks Salzburg-Umgebung, vulgo Flachgau. Mit dem Bezirksgericht sowie der jüngst eröffneten Bezirkshauptmannschaft bekam die Gemeinde zwei bemerkenswerte Neubauten.
Der Ansiedelung zentraler Justiz- und Verwaltungseinrichtungen in Seekirchen gehen politische Entscheidungen voran, die zunächst nichts miteinander zu tun haben. Die Konzentration dreier vormals getrennter Gerichtssprengel an einem neuen Standort ist Teil der Justizreform auf Bundesebene. Die auf Landesebene gefällte Entscheidung, die in der Stadt Salzburg angesiedelte Bezirksbehörde des Flachgaus nach Seekirchen zu verlegen, sollte die Landeshauptstadt entlasten und gleichzeitig den Auftakt für die Neustrukturierung der öffentlichen Verwaltung in Salzburg bilden.
Die ursprüngliche Konzeption, diese neuen öffentlichen Funktionen entlang einer Entwicklungsachse vom südlichen Ortseingang her am Westufer der Fischach anzusiedeln, wurde durch die Uneinigkeit auf Gemeindeebene leider in wesentlichen Aspekten verhindert. Auf der Suche nach dem neuen Bezirksgericht verirrt man sich daher zwischen Gewerbeareal und trivialen Wohnbauten, bis man schließlich vor dem von PKW-Stellplätzen und Retentionsmulden gefassten Neubau landet. Die Freiraumgestaltung verdient nicht gerade das Prädikat nachahmenswert, und so gelingt es erst nach und nach, den Entwurf von g. o. y.a ArchitektInnen auf sich wirken zu lassen und vom ausgeführten Bauwerk positiv überrascht zu werden.
Am kompakten, viergeschossigen Baukörper fallen breite quadratische Sichtbetonfaschen ins Auge, welche die Fensteröffnungen betonen. Das an der Süd-Ost-Ecke über dem Eingang platzierte Vordach ist das einzige aus dem Baukörper vorspringende Element. Ein gekämmter Putz bildet die Fassadenoberfläche und lässt sie wie eine vertikale Schraffur aus Licht und Schatten erscheinen. Streift man mit den Fingern an der Oberfläche entlang, spürt man sogleich die satte Masse eines Dickputzes, der durch einen Kammzug aus gerundeten Stegen und Nuten geformt wurde. An den horizontalen Stößen, die beim Abziehen mit einem breiten kammartigen Werkzeug durch den Maurer im noch feuchten Putz zwangsläufig entstehen, wurde so exakt gearbeitet, dass die erhabenen Stege wie straff gezogene Kettfäden in einem Webstuhl erscheinen. So wirkt die Fassade nicht von ungefähr wie ein Gewebe, in das die Fenster mit den Sichtbetonfaschen wie Pailletten eingefädelt sind. Solch ambitioniertes Handwerk hat man an modernen Verwaltungsbauten schon lange nicht mehr gesehen...
Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 11/2023. Der Volltext ist ab Seite 66 zu finden.
Das Bezirksgericht Seekirchen in Bildern: