Unicorn – Zentrum für Wissens- und Innovationstransfer der Universität Graz
Ein umfangreiches Raumprogramm für ein Gründerzentrum und die Hochschülerschaft wurde mit größtem städtebaulichen Geschick in den Stadtraum zwischen Bestandsbauten und einem schützenswert schönen Baum gewoben. Ein Kabinettstück kunstvoll-urbanistischer Modellierung.
Stadt, Campus, Villa
Höchst ambitioniert erklärt der Bauherr Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) Name und Programm des von der EU zu einem Drittel kofinanzierten Projekts: „Einhörner sind nicht nur Fabelwesen, auch erfolgreiche Unternehmen werden so bezeichnet: In der Start-up-Welt meint der Begriff Unicorn Firmen mit einem Marktwert von mehr als einer Milliarde US-Dollar.
2017 lobte die BIG dafür einen GeneralplanerInnen-Wettbewerb aus. In der Jury wirkten neben Uni-, Bauherren- und Stadtvertretern auch Architektin Patricia Zacek-Stadler sowie Anselm Wagner von der TU Graz für die im Planungsgebiet relevante Altstadtsachverständigenkommission (ASVK). Aufgabenstellung: ein multifunktionales Postgraduate-Uni-Gebäude, das exakt an der Grenze zwischen gründerzeitlicher Blockrandbebauung und dem Grazer Villenquartier mit teils ausgedehnten Gärten und Parks liegt. Als dritte Bebauungsform gibt es am Standort auch die klassische Campus-Struktur einer Universität aus dem 19. Jahrhundert. Ihr Ensemble aus fünf großen Gebäuden mit Innenhöfen sowie späteren Zubauten, ist vom Unicorn nur durch die verkehrsberuhigte Schubertstraße getrennt.
Auf allen Ebenen
Das Projekt von Jasmin und Jakob Leb-Idris und Iris Reiter, die sich seit Schulzeiten kennen und für dieses Projekt zusammentaten, verfolgte das Ziel, sowohl die große Platane als auch die Villa von beiden Straßen aus sichtbar und direkt zugänglich zu machen. Den niedrigeren zweigeschossigen Bauteil platzierten sie an der Schubertstraße. Hier befand sich auch das ehemalige zweigeschossige Stall- und Nebengebäude der Villa, das der ASVK nicht schützenswert erschienen war.
Die dahinterliegende dreigeschossige ehemalige Villa mit neuem Dachaufbau ist nun auch noch von einer weiter entfernten Position innerhalb des weitläufigen Unicampus gegenüber klar erkennbar. Den höheren sechsgeschossigen Bau mit zwei rückspringenden Dachgeschossen hingegen setzten die Architekten an die bereichsweise niedriger bebaute Leechgasse, deren historische Trauflinien in der Fassade nachmodelliert sind. Zum westlich benachbarten Studentenheim hin entstand ein angenehm beschatteter, allseitig zugänglicher Stadtraum unter der Platane, der auch als zweiter Hauptzugang des Gründerzentrums dient.
Und zum östlich angrenzenden Villenpark hin blieb ein wenige Meter breiter Streifen frei, der an der Leechgasse für einen seitlichen Zugang sowie für die Zufahrt in die Tiefgarage genutzt wird. Die Entscheidung für einen niedrigeren Baukörper, ...