Seit 2014 gastiert die AA nanotourism Visiting School der Architectural Association in London an wechselnden Orten weltweit. Die diesjährige Ausgabe fand vom 12. bis zum 27. August in Dresden statt und lief im Rahmen des vom Kunstgewerbemuseum Dresden initiierten Design Campus Lab. Ein Gespräch mit dem Gründer und Programmleiter Aljoša Dekleva und den AssistentInnen Amanda Sperger und Jakob Travnik.

Inter(act), eine Botschaft entlang der Elbe in Form einer öffentlichen Werbetafel. © AA nanotourism Archive

Wie setzt sich das Konzept der AA Visiting Schools zusammen?

[AD]: Das AA-Gastschulprogramm ist eine ständig wechselnde Reihe von Kurzzeit-Intensivkursen und Workshops, die mit unabhängigen Lehrplänen an verschiedenen Orten der Welt durchgeführt werden. Die Vielfalt und das durchschnittlich zweiwöchige Format der Visiting Schools sind darauf ausgerichtet, mit neuen Möglichkeiten der Architekturvermittlung zu experimentieren und die Rolle des Architekten zu hinterfragen. Statt die Agendas der AA andernorts zu wiederholen, handelt es sich hierbei um stark mit dem lokalen Kontext verwobene Programme, in denen eine vielfältige und internationale Gruppe aus kreativen Studierenden, TutorInnen und GastkritikerInnen im bottom-up Prinzip eine lebendige Plattform schaffen, auf der neue, experimentelle Ideen entstehen und intervenierend umgesetzt werden können. Wir sind der Meinung, dass Architektur auch durch praktisches Ausprobieren vermittelt werden muss. Letztendlich ist das Lehrziel die Förderung des kreativen Prozesses, der ebenso wichtig ist wie das Endergebnis.

Man ändert nie etwas, indem man die bestehende Realität bekämpft. Um etwas zu verändern, muss man ein neues Modell bauen, das das bestehende Modell überflüssig macht.

Richard Buckminster Fuller

Wie kam es zur Gründung der nanotourism Visiting School und was ist ihre Agenda?

[AD]: In der Vergangenheit konnte der Tourismus trotz zahlreichen globalen Wirtschaftskrisen ein kontinuierliches Wachstum erfahren. Trotz des jüngsten abrupten Rückschlags während der Pandemie, erholt sich die Branche schnell und es scheint, dass die Pandemie keine sehr einschneidende Lektion war – immerhin ist das Geschäftsvolumen heute vergleichbar mit dem der Nahrungs- oder Automobilindustrie. Massentourismus als generisches und weltweit schädliches Modell, vermag es, die reiche Vielfalt von Orten und Gesellschaften zu ruinieren und geht vielfach mit dem lokalen Kontext rücksichtslos um. In Anlehnung an Buckminster Fullers Zitat schlagen wir mit dem Nanotourismus einen neu konstruierten Begriff vor, der sich als kreative Kritik an den gegenwärtigen ökologischen und sozialen Negativfolgen des konventionellen Tourismus versteht. Die erste AA nanotourism Visiting School fand 2014 in Vitanje, Slowenien, in Zusammenarbeit mit BIO50 statt, wo das neu errichtete Kulturzentrum KSEVT zahlreiche BesucherInnen in die Kleinstadt brachte und so die Gelegenheit bot, die neue soziale Realität zu untersuchen und in sie einzugreifen.

Sie hielten schon in zahlreichen Ländern Europas, sowie in Nord- und Südamerika Editionen ab, wieso fiel die Wahl dieses Jahr auf Dresden und wie ist die konkrete Herangehensweise?

[AS und JT]: Die diesjährige Ausgabe mit dem Titel Nanotourist Strategies for Dresden, Germany, fand auf Einladung von Thomas Geisler, dem Direktor des Design Campus am Kunstgewerbemuseum Dresden statt. Das Programm konzentrierte sich auf die Besonderheiten des historischen Stadtranddorfs Leuben, das im letzten Jahrhundert von der Stadt überwuchert wurde und seitdem mit der Entwicklung einer eigenen Identität zu kämpfen hat...

Teilen als Diebstahlprävention. © AA nanotourism Archive

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