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Das Spiel, das zum Spiegel wird

Manchmal ist Spaß eine durchaus ernste Angelegenheit. In vermeintlich unbeschwerten Momenten – allein oder im Kollektiv – offenbart sich oft Tiefgründiges und Unterbewusstes. Diese spannenden Einblicke in die eigene Seele kann man nun im Architekturzentrum Wien selbst bauen und erleben.

Mit dem „Luister Huis“ können Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam spielen. © Machiel Spaan & Rozalie Hirs | Allard van der Hoek

Das zukünftige Architekturverständnis eines Menschen, das räumliche Denken und der Zugang zu gestalterischen Spielarten nimmt bereits in der Kindheit seinen Anfang. In diesem Lebensabschnitt, in dem das Wort „Begreifen“ wortwörtlich zum dreidimensionalen Lernprozess und späteren Erfahrungsschatz beiträgt, entpuppt sich die Welt als definierter Lebensraum. Auf die Spurensuche dieses Phänomens, das unter anderem unser soziales Miteinander stark mitprägt, begibt sich Kuratorin Mélanie van der Hoorn in der Ausstellung „Serious Fun. Architektur & Spiele“ im Wiener Az W. Die Besucher will sie, gemeinsam mit Projektleiterin Katharina Ritter und Mark Schulte & Miriam de Lange von DWARS ontwerp, die die Schau gestaltet haben, zum Nachdenken, Entdecken und – naturgemäß – zum Spielen anregen. Dazu gräbt sie tief in der Fundkiste kindlicher und jugendlicher Spieltools: von den legendären Bauklötzen aus Holz und klassischen Brettspielen über Lego und Puppenhäuser bis hin zu virtuellen Städten und Siedlerkolonien, die auf Laptops und digitalen Spielkonsolen aus dem Boden wachsen.


Spielformen der Realität


Während zunächst das Errichten und Einrichten die ganze Aufmerksamkeit für sich beansprucht, so ist dies de facto nur das Vorspiel zum eigentlichen Spiel, in dem gesellschaftliche Strategien entwickelt werden, aus denen sich soziale Strukturen ergeben – vom ganz kleinen Kosmos im Puppenhaus als Familie bis zum großen Maßstab wie einer großen Siedlung, in der es Gesetze, Verteidigung und Infrastruktur braucht. In der Ausstellung werden Exponate von Architekten, Künstlern und Spieleentwicklern präsentiert, in denen offensichtlich wird, wie inspirierend einerseits und wie manipulativ andererseits ein Spiel sein kann: Gebäude kreieren, Städte durchwandern, Situationen erleben, wie man es in der realen Welt vielleicht niemals kann, und gleichzeitig mit den Konsequenzen umgehen, die aus Entscheidungen, was und wie man baut, resultieren...

„Play the City“ – Spiele zur Förderung von partizipativen Prozessen im Städtebau. © Play the City, Az W

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