Wenn Aglaée Degros, die Leiterin des Instituts für Städtebau an der TU Graz, vom „Territorium“ spricht, dann benennt sie das städtebauliche Urgestein, die Verhandlungsmasse, die es planerisch gut aufzuteilen gilt. Näher und mit einem Zungenbrecher ausgedrückt ist es der „interstitielle Raum“, mit dem der Mediziner den Raum zwischen den Zellen und der Städtebauer jenen zwischen den Gebäuden meint, der damit angesprochen ist.

Projekt gegen das Ortskernsterben in Trofaiach © Foto Freisinger

In der von Degros gemeinsam mit Radostina Radulova-Stahmer und Carina Mazelle kuratierten Ausstellung im Grazer Haus der Architektur „Territorial Turn. Plädoyer für einen Paradigmenwechsel im Städtebau“ soll er nun ein wenig umwelt- und menschenfreundlicher gedacht werden.
Die Ausstellung folgt der Publikation „Basics of Urbanism. 12 Begriffe der territorialen Transformation“, in welcher das Team um Degros bereits seine Überlegungen zum neuen Umgang mit dem in urbanen Gefügen aufgespannten Räumen vorgestellt hat. Im Ansatz geht man davon aus, dass die klassische städtebauliche Methodik, Fülle und Leere, Höhe und Dichte in ein kompositorisches Ganzes zu überführen, der Komplexität metabolischer Systeme nicht gerecht wird, solange sie nicht auch auf ökologische und soziale Fragen eingeht und diese möglichst partizipativ und umweltschonend lösen möchte.


Ein Paradigmenwechsel im Städtebau


Wenn sie es aber versucht, wird das Ergebnis in ein hybrides Ganzes sein, dass den Raum in drei gegeneinander gut ausgewogenen Formen kennt: als allgemein nutzbaren öffentlichen, als kollektiv angeeigneten und als privaten Raum. Die Ausstellung stellt sieben Projekte vor, die „für ein ganzheitliches, sektorenübergreifendes und vernetztes Raumverständnis sowie für eine enge Verbindung der gebauten Umwelt mit lebenden Systemen“ stehen. Dabei geht es um möglichst zarte aber effiziente Eingriffe in die naturwüchsigen Strukturen, wie es der von Severin Malaud gestaltete Steg quer durch das natürliche Umfeld des auf einer Insel beheimateten Centre nautique et sportif Le Grand Large im belgischen Péronnes-lez-Antoing zeigt...

Die Einbindung von BewohnerInnen und AkteurInnen soll den Ort beleben © Institut für Städtebau, TU Graz

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