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Interview: Eckehart Loidolt

Als geschäftsführender Gesellschafter von schneider+schumacher Architekten in Wien, arbeitet Eckehart Loidolt mit Ziegel als ressourcenschonendes und wohngesundes Material. Auf den Future Brick Days 2021, geladen von Wienerberger, sprach er vom Zukunftspotenzial des Bauens mit Ziegel.

„Wildgarten – Wohnen am Rosenhügel“ © ARE/schneider+schumacher/expressiv

Ziegelbau erfährt, genau wie das Bauen mit Lehm, gerade Aufgrund besserer CO2 Bilanz eine Renaissance, sehen Sie im Ziegel einen Game Changer in Sachen nachhaltiges Bauen?

Die bessere CO2-Bilanz kommt beim Ziegel im Unterschied zu Stahl und Zement nicht nur aus der Produktion selbst, sondern auch aus der regionalen Wertschöpfung. Es handelt sich um ein „lokales“ Material mit vergleichbar kurzen Transportwegen. Genau dieser Aspekt gewinnt gerade neben der langen Lebensdauer von Ziegelbauten immer stärker an Bedeutung und führt im Zusammenspiel mit der Wiederverwendbarkeit des Baustoffs in der Zirkularwirtschaft zu seinen entscheidenden Vorteilen.

Unsere moderne Bauweise wurde stark durch die gestalterischen Möglichkeiten des armierten Betons beeinflusst, müsste man im modernen Ziegelbau wieder so bauen wie vor hundert Jahren? Kann der Ziegel in seinen gestalterischen, bauphysikalischen und statischen Eigenschaften eine realistische Alternative zum vorherrschenden Beton darstellen?

Stahlbeton galt in unseren Breiten unter ökonomischen Aspekten lange Zeit als der leistungsfähigste und günstigste Baustoff. Jedoch kann Beton allein nicht die bauphysikalischen Anforderungen unserer Zeit erfüllen, für einen zufriedenstellenden thermischen Komfort muss der Beton um andere Baustoffe ergänzt werden, die diese dämmenden Eigenschaften für den Beton übernehmen. Das sind in der Regel fossile Wärmedämmstoffe, deren materielle Ästhetik ebenso zu wünschen übrig lässt, wie deren CO2-Bilanz. Statisch-konstruktiv ist der Stahlbeton sicher schwer zu schlagen, besonders bei größeren Deckenspannweiten. Langsam findet jedoch ein Umdenken in Fragen der Dimensionierung und des Materialeinsatzes statt, der Fokus verschiebt sich auf Werte wie Dauerhaftigkeit, Resilienz, Subsistenz und Klimawandeltauglichkeit. Auch wenn das Brennen als Herstellungsverfahren des Ziegels gleichgeblieben ist, wie vor 100 Jahren, so bietet sich ArchitektInnen heute doch eine viel größere Produktvielfalt an, was mehr Gestaltungsspielräume und technische Möglichkeiten als noch vor hundert Jahren ermöglicht. Im Ziegelbau denken wir schnell nur an die Wände, aber es gibt auch leistungsfähige Hohlkörper-Deckensysteme aus Ziegel, die dem Vernehmen nach ebenfalls bald über Weiterentwicklung eine Renaissance erfahren werden...

„Wildgarten – Wohnen am Rosenhügel“ – 14 Gebäude mit unterschiedlichen Geschosshöhen. © ARE/schneider+schumacher/expressiv

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