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Expandierte Architektur: Günther Feuerstein (1925-2021)

Kaum jemand stand so anschaulich für den rebellischen Geist der 1960er Jahre wie Günther Feuerstein. Er war der Coach hinter den meisten Wiener Studentengruppen rund um „1968“, die tradierte Ausbildungsmuster hinterfragten und einen radikal neuen Begriff von „Architektur“ forderten, entwarfen und praktizierten. Die Folgen sind bekannt: Aus diesen Gruppen schälten sich sukzessive europäische „Stararchitekten“ der 1980er, 1990er und Nullerjahre heraus: Wolf Prix und Helmut Swiczinsky mit Coop Himmelb(l)au, die Brüder Ortner aus der Haus-Rucker-Co. sowie Adolf Krischanitz (ehemals Missing Link). Ebenso wichtig, aber weniger bekannt: Feuersteins spannendes theoretisches Werk, das es noch zu entdecken gilt.

Handskizze Steinhaus 1965 von Günther Feuerstein. © Günther Feuerstein

Rund sechs Jahrzehnte lang publizierte Günther Feuerstein unermüdlich Manifeste, wissenschaftliche Studien sowie Bücher zu Geschichte und Theorie der Architektur. Dieses reiche theoretische Oeuvre ist noch weitgehend unerforscht. Nach dem Erlebnis von Kriegszerstörungen und dem öden Wiederaufbau-Funktionalismus durchbrach Feuersteins Denken systematisch die engen materiellen Begrenzungen der Architektur: „Sprechen wir von einer ‚expandierten Architektur‘, dann sind auch die Stadt, die Welt, ja der Kosmos einzubeziehen.“ Dies begann Feuerstein in seiner Dissertation „Archetypen des Bauens“ (1966), die bisher nur als „graue“ Literatur existiert.


Malewitsch und Sandburgen


Eine klassische Vierzahl an Grundtypen bildet sein Fundament der Architektur: Die Aufrichtung, die Aufhäufung, der Kreis und das Kreuz. Diese symbolische Tetralogie ist (trotz ähnlichem Wording) das Gegenteil von Gottfried Sempers materieller und völlig materialistisch gemeinter: Der Herd, das Dach, die Umfriedung und der Erdaufwurf (1851). Auf Semper basierte die orthodoxe Moderne, die Feuerstein mit seinen Arbeiten zur Bausymbolik überwinden und erweitern wollte: Androgyne Architektur (1997), Androgyne Architektur II. Coincidentia oppositorum (1999) und Biomorphe Architektur (2002). Nicht zuletzt Hans Holleins „Alles ist Architektur“ (1967) fand eine Grundlage in Feuersteins einflussreichem Expansionsgedanken...

 

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