Judith Schwentner im Interview © Philipp Podesser

Vergangenes Frühjahr machte die Grazer Stadtregierung mit einem neuen klimaorientierten Stadtentwicklungskonzept (STEK) auf sich aufmerksam. Bewilligt soll zukünftig nur noch werden, was mit dem adaptierten STEK übereinstimmt. Was dieses genau beinhalten soll und wie die längerfristigen Ziele für die Stadt Graz aussehen, erzählt Vizebürgermeisterin Judith Schwentner im Interview.


Welche große Vision steht hinter dem aktuellen Änderungspaket zum Stadtentwicklungskonzept (STEK)?

[Schwentner]: Die Klimakrise stellt die Städte und somit die Stadtentwicklung vor große Herausforderungen. Hier wirksam gegenzusteuern, um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern, ist für mich das dringliche Gebot der Stunde. Ich trage die Verantwortung für die Gestaltung von Graz als eine menschengerechte Stadt der Zukunft. Mit der vorliegenden Überarbeitung des STEK verankert die Stadt Graz den Klimaschutz erstmalig verbindlich in ihren Bauvorschriften.

Umgestaltung Tummelplatz © Wolfgang Timmer, Julia Fröhlich und Martin Konrad

Axonometrie aus dem Architekturwettbewerb zur Umgestaltung des Tummelplatzes in Graz.
© Wolfgang Timmer, Julia Fröhlich und Martin Konrad

Was sind die Kernpunkte bzw. -ziele des neuen Stadtentwicklungskonzepts für Graz?

[Schwentner]: Grundsätzlich steht Klimaschutz über allen Planungen. Stadtentwicklung und Stadtplanung sind ausgesprochen langfristige Aufgaben. Wir reden von Zeithorizonten von vielen Jahren, wenn nicht Generationen. Die Verordnung des STEK-Änderungspaketes ändert einige Regeln für die Zukunft. Es ist das wichtigste hoheitliche Instrument der örtlichen Raumplanung und legt den Grundstein für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung. Zersiedelung kann vermieden, Bodenverbrauch reduziert und eine kompakte Stadtstruktur erhalten und weiterentwickelt werden. Meine zentralen Zielsetzungen sind eine „Stadt der kurzen Wege“ und die Attraktivierung der aktiven Mobilität. Im Grazer Stadtgebiet bedeutet das konkret: einerseits die konsequente Vermeidung von Baulanderweiterungen in den umliegenden Hügeln und somit den Erhalt der grünen Lunge der Stadt und andererseits die Weiterentwicklung der Stadtstruktur im Bereich von infrastrukturell gut versorgten Gebieten mit Grün- und Freiflächen sowie der Fuß- und Radwegeinfrastruktur. Vieles wird in Jahrzehnten sichtbar, aber wir setzen auch sofort wirksame Maßnahmen um, zum Beispiel die Durchgrünung der Stadt. Grundsätzlich verstehe ich allerdings die Ungeduld der GrazerInnen.

Neugestaltung der Zinzendorfgasse © Stadt Graz/Foto Fischer

Neugestaltung der Zinzendorfgasse in Graz.
© Stadt Graz/Foto Fischer

Welche Änderungen von Bau- und Planungsvorschriften konnten seit Regierungsbeginn der KPÖ-Grünen-Stadtregierung umgesetzt werden? Gibt es eine spezielle Maßnahme, von der Sie sich einen besonders hohen Wirkungsgrad erwarten?

[Schwentner]: Besonders wichtig unter den STEK-Änderungen sind mir vier Punkte. Erstens die Etablierung evidenzbasierter Entscheidungen hinsichtlich Stadtklima durch Einbeziehung und Festschreibung des Klimainformationssystems als Datengrundlage. Zweitens das Prüfen von Möglichkeiten zur Rückwidmung von Bauland bei Gefahren durch Klimawandel, beispielsweise im Bereich der immer kritischer werdenden Situation bei Oberflächen- und Hangwässern. Drittens die flächendeckende Gründachverpflichtung. Und viertens ein besserer Schutz des Grüngürtels und von Villenvierteln vor überdimensionierten Bebauungen. Eine weitere Maßnahme, von der wir uns sehr viel erwarten, ist die Verordnung...

Sie möchten weiterlesen? Dieser Beitrag ist Teil unserer Ausgabe 10/2023. Der Volltext ist ab Seite 12 zu finden.


 

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