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Komfortzonen gesucht – ein stadtklimatologisches Rennen gegen die Zeit

Statt der Routine von Wettervorhersagen wählten die drei Meteorologen und ehemaligen Studienkollegen Matthias Ratheiser, Wolfgang Gepp und Simon Tschannett einen anderen beruflichen Weg und gründeten Weatherpark, wo sie sich intensiv mit den Themen rund um das Stadtklima auseinandersetzen.

Computervisualisierung von Windfeldern rund um ein Gebäude. © Weatherpark

Ihre Aufgabe besteht in erster Linie in der Beratung all jener, die an der Stadtplanung beteiligt sind – vom einzelnen Gebäude bis zur ganzen Stadt. Ein wichtiges Thema, mit dem ursprünglich im Zuge der ersten Hochhäuser Wiens alles begann, ist auch heute noch der Windkomfort sowie die Benutzbarkeit von Freiflächen. Hinzugekommen ist nun – klimabedingt – der Sommerkomfort. „Als wir begonnen haben, gab es niemanden, der Antworten auf die Schwierigkeiten mit dem Wind hatte. Also haben wir uns an die Arbeit gemacht, viel recherchiert und Simulationen gemacht, die wir dann als Dienstleistung angeboten haben. Erst die Sommer der letzten fünf bis zehn Jahre haben die Menschen aufgeweckt. Dass Hitze in der Stadt einst das große Thema werden würde, war im Gründungsjahr 2005 noch nicht absehbar“, erinnert sich Matthias Ratheiser. „Das Thema Kühlung der Stadt ist jetzt in aller Munde, aber man muss klar sagen, dass weit mehr passieren könnte.“

Digitale Darstellung der räumlichen Verteilung des Windkomforts. © Weatherpark

Vor 100 Jahren, als die Stadt Wien großteils entstand, waren Hitzewellen überhaupt nicht bekannt. Heute sind es rund 40 Hitzetage im Jahr. Wir müssen dringend umdenken, umplanen, umbauen.

Matthias Ratheiser, Gründungsmitglied Weatherpark

 

Wichtig sei es vor allem, das Problem auf verschiedenen Ebenen anzugehen - zum einen die gesamtstädtische Ebene, bei der es mehr um strategische Entscheidungen und systemische Maßnahmen wie beispielsweise Nebelduschen oder beschattete Wartehäuschen geht. „Wir haben schon einige Stadtklimaanalysen gemacht. Dabei werden unterschiedliche Informationen gesammelt und in einer Flächendarstellung gezeigt, wo die besonderen Klima-Knackpunkte einer Stadt wie Hitzeinseln, Frischluftversorgung etc. liegen. Das ist wichtig, um einen Überblick zu bekommen.“ Zum anderen muss die Stadt anhand von Einzelmaßnahmen rasch und vor allem dort, wo es besonders sinnvoll ist, bei Neu- und Umbauprojekten umgestaltet werden. Die Einzelmaßnahmen können vielfältig sein: Das Wichtigste ist Beschattung – auch von Verkehrsflächen wie Radwegen – sowie Raum für Aufenthalt schaffen mit etwa Wasserspritzern zum Abkühlen oder Verdunstungskälte von Rasenflächen. An Ideen fehlt es also nicht. Angesprochen auf die Entwicklung der zwei letzten Jahrzehnte, wie viel sich getan hat, ist Matthias Ratheiser sicher: „Es ist schon einiges passiert, aber wir sind leider viel zu träge unterwegs...

Visualisierung von dreidimensionalen Windfeldern. © Weatherpark

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