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Less is more - Kiosk im Grünen mit minimalen Mitteln

Wie mit minimalen Mitteln qualitative Objekte und Räume entstehen können, demonstriert das Atelier Craft, das sich 2015 im industriellen Pariser Vorort Aubervilliers eine Büro-Werkstatt eingerichtet hat, wo nicht nur gezeichnet sondern auch produziert wird. Die drei jungen Gründungsmitglieder kommen aus den Branchen Architektur, Kunst und Design.

Der gesamte Kiosk ist als temporäre, aufgeständerte Konstruktion ausgeführt, um den Untergrund nicht zu schädigen. © Victoria Tanto

Ihre Projekte siedeln sich ebenfalls in diesem hybriden Zwischenbereich an, von Events zum Möbeldesign, bis zur Mikroarchitektur. In komplementärer Weise streben sie eine Verschmelzung ihrer Disziplinen an. Dieses heutzutage recht ungewöhnliche Format hat in England und Wien eine lange historische Tradition – man denke an die Arts and Craft Bewegung und die Wiener Werkstätte; allerdings unterscheiden sie sich grundlegend davon in Hinblick auf den Stil, das Budget und das Zielpublikum. Nicht exklusiver Luxus sondern einfachste, in Selbstbauweise angefertigte Konstruktionsmethoden stehen hier im Zentrum des Schaffens, wie auch Ökologie und Wiederverwertung: „Wir wollen nicht dekorativ sein, sondern die rohe Materie wirken lassen, wie z.B. Holz oder MDF, ohne sie durch einen Farbanstrich zu verdecken“, erläutert Thomas Lelouch. Ein Loos´scher Ansatz? Nicht ganz, denn es gesellt sich eine zeitgenössische Notwendigkeit hinzu, die mit Ressourcenknappheit, CO2-Emissionen und Klimawandel zusammenhängt: „Somit können die Materialien einfach wiederverwertet werden“, ergänzt er überzeugend. Über die ästhetische Dimension hinweg erhält hier die Mies´sche Devise Less is more auch eine ökologische.


Ästhetik der Ökonomie


Diese reduzierte Grundhaltung spiegelt sich nicht nur in den kürzlich für und mit Migranten erstellten Bauobjekten, sondern auch im Kiosk wider, den Atelier Craft inmitten eines neu angelegten Parks im industriellen Vorort Clichy errichtet hat. An dieser Stelle standen früher Gasometer von Gustave Eiffel. Das Kollektiv nahm die industrielle Ästhetik auf und setze sie mit einem – dem Maßstabssprung angepasstem – Materialtransfer von Stahl auf Holz um. Mit ihrem bestechend einfachen, kostengünstigen und ökologischen Konzept gewannen sie zusammen mit dem Eventbüro Bon Esprit die Ausschreibung. Ihr Pavillon benötigt keine Betonfundamente dank kleiner, in den Boden gebohrter Pfeiler, die nach der geplanten Nutzungsdauer von sechs Jahren entfernt werden können, ohne den Boden zu versiegeln. Eine leicht abgehobene Holzplattform bietet einen einladenden Sockel zum Sitzen. Deren organisch geschwungene Form, die an ineinandergreifende Tropfen erinnert, weicht behutsam dem bestehenden Baumbestand aus...

Die simple Konstruktion des Kiosks besteht aus einem tragenden Holzgerüst, ausgesteift mit Spanngurten, und einer Stahlverkleidungen als Witterungsschutz. © Victoria Tanto

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