Weiterentwickelt, neu erfunden und umgesetzt: Lehmbau

Lehmbau führt in der Bauwirtschaft hochindustrialisierter Länder eine Nischendasein – mit Tendenz zum Luxusgut. Dabei kostet das Ausgangsmaterial so gut wie nichts und ist in Sachen Nachhaltigkeit kaum zu überbieten. In der Wanderausstellung „Boden für alle“ des Az W, folgend zu sehen in der Ziviltechnikerkammer OÖ/Sbg (ab 21.9) und im vai (ab 29.9), macht die Sitzgelegenheit „Erdenbürgerin“ die BesucherInnen mit Stampflehm bekannt.
Was man 200 Jahre lang nicht weiterentwickelt hat, können wir mit unserem heutigen technologischen Wissen neu erfinden und mit maschineller Technologie umsetzen.
Vom „armen“ zum intelligenten Baumaterial
Lehm liegt unter der oberen Humusschicht und kommt in allen Teilen der Welt vor. Als Aushub kommt er direkt auf der Baustelle zutage und könnte zum Wert- und Werkstoff werden, statt als Abfall zur Deponie transportiert zu werden. Je nach seiner Zusammensetzung aus Schluff, Sand und Ton wird er in etwa 40 verschiedenen Lehmbautechniken verarbeitet: Das Material ist überall anders, daher die Vielfalt lokaler Baukulturen. Vor der Industrialisierung war Lehmbau auch in Europa Standard, verlor mit ihr aber an Bedeutung. Er blieb nur „den armen Leuten“, was Hand in Hand ging mit weniger elaborierter Ausführung. Und er war das Mittel der Not in Krisen. Nun kehrt Lehmbau in industrialisierten Ländern als Unikat und Luxusgut zurück, teuer unter anderem durch den hohen Anteil an manueller Fertigung. Der Vorarlberger Martin Rauch kommt aus der Tradition des Keramikers, des Ofenbauers und Bildhauers. Er experimentiert seit bald 40 Jahren mit Lehm, hat sich auf Stampflehm spezialisiert und verfolgt mit seinem Unternehmen Lehm Ton Erde das Ziel, Lehm als zukunftstauglichen, ...

Der Prototyp im Az W besteht aus neun soliden, gleich großen Stampflehm-Elementen, in die Metallgewinde eingelassen sind, um sie mittels Flacheisen und Schrauben orthogonal verbinden zu können © Lisa Rastl