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Glauben ans Menschenmaß: Friedrich Kurrent, 1931-2022

Friedrich Kurrent war Fundamentalist im besten Sinne des Wortes. Ein Architektenleben lang arbeitete er an den Grundlagen der Architektur, an ihren ethischen Fundamenten, an ihrem grundsätzlichen Sinn. Als Lehrer und Forscher gab er seine Erkenntnisse Generationen von Schülern und an die Leser seiner geistvoll-unterhaltsamen Schriften weiter. Als Aktivist kämpfte er beharrlich für das gebaute Erbe der Moderne. Als Architekt baute er mit der Arbeitsgruppe 4 Schlüsselwerke der Nachkriegsmoderne, danach noch weitere höchst innovative Wohn-, Bildungs-, Sakral- und Kulturbauten.

Die vielfältigen Aktivitäten Kurrents, der mit Wilhelm Holzbauer, Otto Leitner und Friedrich Achleitner 1945-1949 eine legendäre gemeinsame Schulbank an der Salzburger Gewerbeschule drückte und dann mit ihnen kollektiv in die Meisterklasse von Clemens Holzmeister an der Wiener Akademie der bildenden Künste wechselte (Diplom 1952), wurden von einer phänomenalen Glaubenskraft zusammengehalten. Für Kurrent galt im Grunde nur die basal menschliche Dimension der Umweltgestaltung in rein künstlerisch-handwerklichem Schaffen. Alles andere war von weit untergeordneter Bedeutung: ein konventioneller Zeitbegriff (die Meister aller Epochen waren für ihn nie „Geschichte“, sondern höchst präsente Freunde, unmittelbar erlebte Gegenwart), der wirtschaftliche Aspekt (er unterschied zwischen Architekten und „Geschäfts-Architekten“), die politische Realität (unbeirrt glaubte er bis zuletzt an die Realisierung seines Synagogenprojekts für die Wiener Ringstraße).


An den Quellen der Moderne


Seine Laufbahn bewies, dass es zumindest damals noch möglich war, mit einer derart beseelten, unkompromittierbaren Haltung ein großes pädagogisches, theoretisches und bauliches Œuvre zu schaffen. 1956/57 wirkte er als Assistent von Konrad Wachsmann an der Salzburger Sommerakademie, 1973-1996 als Ordinarius für Entwerfen, Raumkunst und Sakralbau an der Technischen Universität München. Unter anderem entstanden dort hunderte Rekonstruktionsmodelle von Studierenden zu Ikonen der Moderne...

Die Werke der berühmten arbeitsgruppe 4 wurden im Az W gezeigt. © Müry Salzmann Verlag | (Hg.) Az W

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