Interview: Tom Lechner
Mit seinem 2006 gegründeten Büro LP architektur ZT GmbH, verwirklichte Tom Lechner bereits mehrere typologisch breit gefächerte Projekte in Österreich.
Wie hat sich das Einfamilienhaus seit dem 19. Jahrhundert entwickelt?
Das Einfamilienhaus hat sich generell in die Breite der Gesellschaft entwickelt. Früher noch eine Wohnform, die dem Bürgertum und den Wohlhabenden vorbehalten war, hat sich das Einfamilienhaus in alle Gesellschaftsschichten ausgebreitet, mitsamt den Problemen, die damit verbunden sind.
Wie könnte man Einfamilienhäuser im Hinblick auf Ressourcen- und Flächenverbrauch nachhaltiger gestalten?
Die Gebäude müssen auf zukünftige Szenarien reagieren können, wie etwa einer veränderten Familienstruktur oder dem Thema des Mehrgenerationenwohnen. Wichtig erachte ich in diesem Kontext aber auch, dass sich der individuelle Geschmack nicht über die Gestaltung manifestiert. Das Gebäude sollte sich in die Umgebung einordnen und mit einordnen meine ich nicht unterordnen. Es sollte jedoch der Anspruch sein, dem Genius Loci gerecht zu werden, wenn nicht von BauherrInnen, dann zumindest von ArchitektInnen Seite.
Sind EFH zukünftig überhaupt noch genehmigungsfähig?
Ich denke nicht, dass in den nächsten Jahren ein radikaler Schlussstrich unter das Thema Einfamilienhaus gesetzt wird. Für viele sind Einfamilienhäuser ohnehin nicht mehr leistbar. Selbst die Bestehenden, werden oftmals veräußert und so zum Spekulationsobjekt für Investoren. Diese verdichten zwecks besserer Rendite und es entstehen kleine Wohnbauten mit fünf bis sechs Wohnung an einem Ort, der dafür nicht ausgelegt ist. Dies führt in weiterer Folge zu einer Überlastung der örtlichen Infrastruktur, einer zusätzlichen Versiegelung und zu einem Identitätsverlust der Siedlungsstrukturen.
Hat sich die typische Klientele in den letzten Jahren geändert und lassen sich spezielle Trends für Einfamilienhäuser im Hinblick auf Kundenwünsche erkennen?
Das klassische Einfamilienhaus ist nur noch einer kleinen Schicht vorbehalten, da es schlichtweg zu teuer wurde – was auch gut so ist. Meiner Meinung nach hat das Einfamilienhaus ausgedient. Es scheint jedoch noch immer in den Köpfen der Menschen verankert zu sein, der vermeintliche Traum vom Wohnen. Weshalb auch oft junge Menschen, trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten alles daran setzten sich diesen Traum zu erfüllen. Hier kommt dann die Fertighausindustrie ins Spiel...